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Keratokonus: eine unterschätzte Erkrankung

Optometrist giving eye exam to senior patient
Optometrist giving eye exam to senior patient
iStock/Bill Oxford

Keratokonus ist eine fortschreitende, seltene Erkrankung der Hornhaut, bei der sich der vorderste Teil des Auges zunehmend ausdünnt und irregulär spitz ausbeult. Eine Brille allein hilft hier nicht mehr.

In vielen Industrienationen ist bereits mindestens ein Drittel der Bevölkerung kurzsichtig. Die Brille gehört demnach zum Standardinventar vieler Menschen und der Gang zum Augenarzt oder Optiker ist Routine. Was aber, wenn man trotz neuer Brille keine hundertprozentige Sehstärke mehr erreichen kann?

Keratokonus wird häufig unterschätzt

Die seltene Augenkrankheit Keratokonus wird meistens dann diagnostiziert, wenn man bereits eine Sehhilfe benötigt. Aufgrund der zunehmenden Ausdünnung und irregulären Ausstülpung der Hornhaut, die bei dieser Krankheit zu schwach ist, kann eine Brille die Sehkraft nicht mehr vollständig herstellen. Betroffene klagen neben einer verminderten Sehleistung auch darüber, dass sie Konturen oder Kanten doppelt wahrnehmen. Zudem können auch trockene Augen und ein vermehrtes Reiben Symptome sein.

Wer ist betroffen und warum?

Prinzipiell ist in den westlichen Ländern im Schnitt nur eine von 1.000 Personen betroffen. In Österreich wären das ungefähr 8.000 Patienten. In Europa tritt die Krankheit meist zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr auf, je nach Form des Keratokonus aber auch früher oder später. Die Ursachen für diese Hornhautschwäche sind dabei noch nicht vollständig geklärt.

In Europa tritt die Erkrankung meist wahllos (stochastisch) auf – ohne besondere Ursachen. In sehr trockenen Gebieten gibt es aber Hinweise auf eine zunehmende Häufung verbunden mit dem verstärkten Reiben der Augen.

Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. So tritt die Krankheit in endemischen Gebieten, das heißt in abgeschlossenen oder begrenzten Regionen wie Inseln oder Alpentälern wegen der Reduzierung des Genpools über Generationen gehäuft auf.

Was kann man tun?

Da man kein unregelmäßiges Brillenglas anfertigen lassen kann, benötigt es andere Methoden, um die Sehschärfe wiederherzustellen. Im Anfangsstadium der Erkrankung wird oftmals noch eine harte Kontaktlinse verwendet. Im Endstadium kommt man leider oft um eine Hornhauttransplantation nicht herum.

In einem frühen Stadium kann man das Fortschreiten der Erkrankung erfolgreich mittels Crosslinking stoppen. Dabei wird die Hornhaut mit dem Vitamin Riboflavin getränkt und mit UV-Licht bestrahlt bis sie aushärtet bzw. versteift. Damit kann man den momentanen Zustand quasi einfrieren.

Eine Verbesserung der Sehschärfe erreicht man dadurch allerdings nicht. Den gleichen Effekt aber mit gleichzeitiger Verbesserung der Sehkraft kann man mit der CISIS-Methode bewirkt werden. Crosslinking verwendet man, wenn die Sehschärfe noch gut ist und CISIS ist indiziert, wenn die Sehschärfe schon beeinträchtigt ist. Allgemeine Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung des Ausbruchs dieser Augenkrankheit gibt es nicht.

Ein Seh-Ring als Stütze

Bei der CISIS-Methode wird ein Seh-Ring (MyoRing) wie eine Art permanente Kontaktlinse unter die Hornhautoberfläche zwischen zwei Hornhautschichten in 0.3 mm Tiefe eingesetzt. Da der transparente Ring regulär geformt ist, kann er die irreguläre Krümmung der erkrankten Hornhaut geometrisch ausgleichen. Er kann wie eine normale Kontaktlinse ganz einfach wieder entfernt werden oder parmanent in der Hornhaut verbleiben. Wie ein Balken die Decke eines Hauses stützt, so unterstützt der MyoRing die schwache Hornhaut. Dadurch wird nicht nur das Fortschreiten des Keratokonus verhindert, sondern auch die Sehschärfe erheblich verbessert.

Auch bei hoher Kurzsichtigkeit effektiv

Darüber hinaus hilft diese Methode auch bei hoher Kurzsichtigkeit, wo Laserbehandlungen nicht mehr möglich sind. Auch bei der Behandlung von nicht zufriedenstellenden Ergebnissen nach Hornhauttransplantationen wird CISIS erfolgreich angewendet.

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