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Diabetes

Erfahrungen teilen und Ängste nehmen

Happy mountain bike couple outdoors have fun together on a summer afternoon sunset.
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iStock/FS-Stock

Olympiasieger, Fitness- und Ernährungsexperte und Bestseller-Autor Matthias Steiner spricht im Interview über seine Diabetes-Erkrankung und darüber, was er anderen Menschen weitergeben möchte.

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Matthias Steiner

Olympiasieger, Bestseller-Autor und Diabetiker © Foto: Roche Diabetes Care Deutschland

Bei Ihnen wurde kurz vor Ihrem 18. Geburtstag Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Wie ist es Ihnen gelungen, mit dieser Diagnose umzugehen?

Für mich war die Diagnose erst einmal ein Schock. Zum damaligen Zeitpunkt befand ich mich in einer kompletten Umbruchphase. Ich war noch kein Leistungssportler, aber auch kein Hobbysportler mehr und dazu mitten in der Berufsausbildung. Mit der Diagnose Diabetes konnte ich erst einmal gar nichts anfangen. Ich wusste nicht, was ich empfinden sollte. Der Arzt sagte mir, Gewichtheben sei nicht mehr ausführbar, da die Blutdruckanstiege für das  Herz-Kreislauf-System viel zu hoch seien. Außerdem müsse ich Diät halten, Zucker messen, Insulin spritzen und so weiter. Als ich das ein bisschen realisiert hatte, saß ich tränenüberströmt mit meinem Vater da und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dann habe ich aber versucht in Erfahrung zu bringen, was die Diagnose überhaupt bedeutet und was ich alles machen kann. Und ich habe versucht, das Positive zu sehen.

Wie ist es Ihnen gelungen, die Krankheit in Ihren Alltag zu integrieren?

Mit der Annahme der Krankheit Diabetes wurde es besser. Auf dem Hometrainer habe ich schnell gemerkt: Sofern meine Zuckerwerte stabil sind, kann ich normal trainieren. Das war für mich ein sehr positives Zeichen. Auch beim Gewichtheben habe ich mich gut gefühlt. Krafttraining und Muskelaufbau sind für Diabetiker ja enorm wichtig, weil Muskeln Zuckerfresser sind. Das habe ich auch selbst so wahrgenommen, obwohl es als Leistungssportler teilweise schwierig war, meinen Zuckerhaushalt optimal zu gestalten, da ich aufgrund meines Trainingsplans eine ständige Muskelveränderung hatte.

Sie tragen eine Insulinpumpe und ein permanentes Glukosemesssystem. Was hat sich dadurch verändert?

Während meiner aktiven Karriere war ich noch beim klassischen Blutzuckermessen und Insulin spritzen. Ich wollte möglichst wenig Veränderung, weil ich Angst hatte, ansonsten Nachteile im Sport zu haben. Im Nachhinein völlig unbegründet, denn die Umstellung auf die Insulinpumpe nach meiner Leistungssportkarriere war ein Quantensprung. Sie nimmt mir zwar nicht die ganze Arbeit ab, aber erleichtert sie mir ungemein. Natürlich muss man trotz Pumpe noch viel bedenken: Wie reagiert mein Körper auf die unterschiedlichen Lebensmittel, auf Sport etc. Da ist mein permanentes Glukosemesssystem sehr hilfreich. Es zeigt mir an, in welche Richtung sich meine Zuckerwerte bewegen. So kann ich frühzeitig reagieren. Und trotzdem: Als Diabetiker Typ 1 kann ich grundsätzlich alles machen. Und das möchte ich ganz bewusst weitergeben.

Sie setzen sich stark für Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 ein. Was können Sie Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es fehlt oft das Verständnis für Menschen mit Diabetes. Insbesondere Kinder mit Typ-1-Diabetes haben es in der Schule oder beim Sport schwer. Daher leiste ich Aufklärungsarbeit und sensibilisiere Menschen für das Thema. Außerdem habe ich ein Ohr für die Kinder und deren Eltern. Oft haben die Eltern die größeren Sorgen und Ängste. Da versuche ich, diese zu nehmen. Gerade am Anfang nach der Diagnose hätte ich das auch gebraucht, denn du hörst als Betroffener natürlich jenen Menschen zu, die dieselben Erfahrungen gemacht haben.  

Aber auch in Sachen Prävention sind Sie aktiv …

Ich versuche, den Menschen spielerisch beizubringen, wie wichtig Bewegung und eine bewusste Ernährung sind, um gesund zu bleiben bzw. zu werden. Insbesondere Menschen mit Typ-2-Diabetes möchte ich mit meinem Ernährungs- und Bewegungsprogramm „Steiner Prinzip“ erreichen. Man muss keinen Leistungssport betreiben und auch nicht nur an Salatblättern knabbern, um gesund zu bleiben. Moderater Muskelaufbau und das Wissen, wie Lebensmittel verstoffwechselt werden, helfen effektiv. Mir geht es darum, wieder ein Bewusstsein für sich und seinen Körper zu entwickeln.

Das Steiner Prinzip

Ohne Diät zur Traumfigur! Mit dem Bewegungsund Ernährungsprogramm „Steiner Prinzip“ vom Abnehmexperten Matthias Steiner (- 45 kg) kann man bequem zuhause im Wohnzimmer trainieren und abnehmen – auch Diabetiker! Weitere Infos: www.steinerprinzip.com

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