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Dermatologie

„Bitte gebt nicht auf und bleibt euch selbst treu“

Foto: Maria Ferro

Bianca Jantscher

Bianca Jantscher leidet unter Acne conglobata. Warum man sich davon keineswegs unterkriegen lassen sollte, erzählt sie hier.

Bianca, wie hat sich deine Haut nach dem Absetzen der Pille verändert und was hat dich dazu bewogen? Wann hast du die ersten Veränderungen bemerkt?

Nach zehn Jahren Pille bemerkte ich, dass ich immer öfter an extremen Stimmungsschwankungen litt. Einfache Dinge überforderten mich und eine innere Unruhe machte sich breit. Ich habe die Pille im Oktober 2018 abgesetzt. Drei Monate später veränderte sich mein Hautbild im Gesicht. Im März 2019 wurde bei mir die stärkste Form der Akne diagnostiziert.

Du hast die Diagnose Acne conglobata erhalten. Wie äußert sich diese?

Jede Berührung schmerzte. Durch große Zysten auf den Wangen und hinter den Ohren war es mir lange nicht möglich, auf einer Gesichtsseite zu schlafen. 

Wie hat die Schulmedizin reagiert? Was hat dir im Endeffekt geholfen?

Mir wurde empfohlen, einfach die Pille zu wechseln, doch darauf ließ ich mich nicht ein. Mit der Schulmedizin stieß ich an meine Grenzen. Nach zwölf Wochen erfolgloser Antibiotikabehandlungen wurde mir ein viel stärkeres Medikament (Wirkstoff: Isotretinoin) als einzige Lösung angeboten. Die möglichen Nebenwirkungen öffneten mir die Augen und ich entschied mich gegen den Rat der Ärzte. Ich hatte genug vom Versuchskaninchen-Dasein und übernahm endlich Selbstverantwortung. Die Akne verschlimmerte sich drastisch, nachdem ich die Medikamente los war. Ich fand Hilfe bei der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dazu zählen Kräuterkunde, Akupunktur, Ernährung und Fußreflexologie laut alter TCM. Auch regelmäßige Gesichtsbehandlungen bei einer Hautexpertin in Salzburg halfen mir. 

Du hast in dieser Zeit viele ungeschminkte Bilder von dir auf Instagram gepostet. Wie hat dir diese Plattform geholfen, die ja eigentlich von unrealistischen Schönheitsidealem lebt?

Ich schrieb mir meine Gefühle von der Seele und begann, Instagram dafür zu nutzen. Verstecken war keine Option, ich wollte meinen Weg teilen, obwohl ich bis heute nicht weiß, wohin mich dieser noch führen wird.

Was hast du über dich gelernt, was über dein Umfeld? Was hat das in dir ausgelöst? Wer hat dich besonders unterstützt?

Mein Selbstbewusstsein verabschiedete sich mit jedem neuen Tag mehr, an dem ich mein Gesicht voller Akne im Spiegel sah. Ich fragte mich, weshalb es ausgerechnet mich treffen muss, aber ich wusste auch, dass es auf dieser Welt so viel steinigere Wege gibt. Ich lernte, dass ich mit meinem Körper zusammenarbeiten muss, um zu heilen, und akzeptierte meine Lage. Es erfordert Stärke, nicht aufzugeben und sein Gesicht täglich der ganzen Welt zu zeigen. Mein Freund nahm mich an die Hand, als ich mich in der letzten Ecke verkriechen wollte, und zeigte mir, dass die Sonne auch für mich scheint. Meine gesamte Familie steht zu mir, und dafür bin ich unglaublich dankbar.

Was würdest du anderen Betroffenen raten?

Bitte gebt nicht auf und bleibt euch selbst treu. Habt den Mut, Meinungen zu hinterfragen, ganz egal wer euch gegenübersitzt. Verlasst eure Komfortzone, so wie ich es tat, als ich mein erstes Bild mit einem Gesicht voller Akne auf Instagram teilte.

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