Für PatientInnen mit der Diagnose Psoriasis ist es nicht nur wichtig eine/n Hautärztin/Hautarzt aufzusuchen, sondern sich auch nicht vor ihrer Krankheit zu verstecken. Herr Dr. Christoph Sassmann hat uns im Interview Einblick in die Themen Trigger-Faktoren, Hilfestellungen und Behandlungsmöglichkeiten gegeben.
Dr. Christoph Sassmann
Dermatologie und Venerologie Landesklinikum Wiener Neustadt
Warum ist es so wichtig, bei Verdacht auf Psoriasis eine/n Hautarzt/Hautärztin aufzusuchen?
Viele PatientInnen und leider auch noch Ärzte glauben, dass es sich bei der Psoriasis um eine reine Hauterkrankung handelt. Dem ist nicht so. Wir wissen mittlerweile längst, dass es durch die immunvermittelte Entzündungsreaktion nicht nur zu Hautveränderungen, sondern auch zu einer Vielzahl an Komorbiditäten wie Psoriasis-Arthritis – also einer Beteiligung der Gelenke – Bluthochdruck , Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Depressionen etc. kommen kann.
Ein erfahrener Dermatologe berücksichtigt dies zusammen mit den Wünschen der Patientin/des Patienten und wählt anschließend die ideale Therapie individuell für diese/n aus.
Inwiefern ist die Psoriasis auch für die psychische Gesundheit eine Herausforderung?
Dass es Menschen mit sichtbaren Hautveränderungen auch psychisch nicht besonders gut geht, liegt auf der Hand. Depressionen und Angststörungen treten bei Psoriasis-PatientInnen doppelt so häufig auf wie in der Allgemeinbevölkerung. In einer Umfrage hat sich gezeigt, dass sich rund 85% der Psoriasis-PatientInnen angestarrt fühlen. 75% ziehen es vor, nicht in der Öffentlichkeit gesehen zu werden und knapp 50% fühlen sich von der Allgemeinheit ausgeschlossen.
Das soll und darf nicht sein! Heutzutage haben wir exzellente Therapeutika zur Verfügung, um diesen PatientInnen zu helfen.
Welche Trigger-Faktoren können Psoriasis-Schübe auslösen?
Es gibt eine Vielzahl von externen und internen Trigger-Faktoren. Die aus medizinischer Sicht häufigsten sind Stress, Hautverletzungen oder Hautreizungen (wie etwa ein Sonnenbrand, Reibung oder Operationen), Rauchen, Infektionserkrankungen (vor allem durch Streptokokken, wie zum Beispiel die klassische Mandelentzündung) und auch Medikamente (z. B. Betablocker gegen Bluthochdruck oder einen zu schnellen Puls, Lithium, das als Antipsychotikum eingesetzt wird, oder auch Interferon, das in der Therapie der multiplen Sklerose oder bei Krebserkrankungen Verwendung findet).
Welche Hilfestellungen und Behandlungsoptionen gibt es für Psoriasis-PatientInnen?
Mittlerweile haben wir ein sehr breites und effektives Armamentarium zur Verfügung, sodass wir sehr individualisierte Therapien anbieten können. In Form von Cremen, Lichttherapie, als orale Medikation oder subkutan als Spritze.
Hilfe hierzu finden Sie bei dem Hautarzt Ihres Vertrauens und auch bei der sehr engagierten österreichischen Selbsthilfegruppe „pso austria“ – zu finden unter www.psoriasis-hilfe.at
Was möchten Sie Psoriasis-PatientInnen mit auf den Weg geben?
Die Schuppenflechte ist zwar nach wie vor nicht heilbar, aber wir können mit unseren Therapien mittlerweile eine bedeutsame Verbesserung der Erkrankung erzielen. Nicht wenige unserer PatientInnen erreichen sogar eine vollkommene Beschwerdefreiheit. Umso wichtiger ist es, dass sich PatientInnen, die an dieser Erkrankung leiden, an ihren Hautarzt wenden, damit ihnen adäquat geholfen werden kann.