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Schuppenflechte (Psoriasis): Kein Grund, sich zu schämen!

Foto: Getty Images

Gabi Schranz

Obfrau des Selbsthilfevereins PSO Austria

Die Hautkrankheit Schuppenflechte zeigt sich typischerweise an Ellenbogen, Knien und Kopfhaut mit roten, verdickten Hornhautflecken, die mit silbrigen Schuppen besetzt sind – und für die sich Betroffene oft schämen. Wird die Scham zum steten Begleiter, verhindert sie Nähe und damit alles Zwischenmenschliche. Gabi Schranz, Obfrau des Selbsthilfevereins PSO Austria, weiß, was gegen das unangenehme Gefühl hilft. 

Scham als alltägliches Lebensgefühl – wie kommt sie auf?

In unserer Gesellschaft ist nur das Beste gut genug. Wir werden von klein auf mit Idealen konfrontiert, die uns diktieren, was wir leisten, wie wir uns verhalten und wie wir aussehen sollen. Makellose Haut ist ein Schönheitsideal. Sie wird als erstrebenswert und als von jedem in Eigenleistung erreichbar vermittelt. Wer sie nicht (mehr) hat, erntet fragende und leider auch schiefe Blicke, erfährt Abweisung – schlimmer noch: Ausgrenzung. Er fühlt sich nicht selten als Versager. Insbesondere Menschen, deren Haut von einer Erkrankung wie der Schuppenflechte sichtlich gezeichnet ist, schämen sich dafür, anders und nicht ideal zu sein. 

Doch keiner sucht sich Psoriasis aus! Die chronisch-entzündliche, systemische Autoimmunerkrankung ist nicht immer erblich bedingt. Sie wird von vielerlei Ereignissen ausgelöst und angeschoben. Dazu gehören mechanische Reize von Kleidung, die auf der Haut reibt, Atemwegsinfektionen, die Einnahme bestimmter Medikamente, Umweltfaktoren, Drogenkonsum (Alkohol, Nikotin), Hormonschwankungen, Stress und mehr.  

Wie verändert die allgegenwärtige Scham das Leben der Betroffenen?

Scham ist ein starkes, unangenehmes und intimes Gefühl. Sie trifft im Kern und weckt den Wunsch, unsichtbar zu werden oder auf der Stelle im Boden zu versinken. Psoriasispatienten wollen nicht, dass Mitmenschen ihre kranke Haut sehen, darauf angewidert oder abweisend reagieren. Deshalb versuchen sie von vornherein, sich keine Blöße zu geben. Sie verstecken ihre Haut trotz Hitze unter Kleidung, Frauen häufiger als Männer, und meiden zwischenmenschliche Nähe. Sie erfinden Gründe, um sich zurückzuziehen. So landen sie früher oder später in Einsamkeit, die viele oft nur mithilfe von Alkohol und Co. ertragen. Ein Teufelskreis …

… den es zu durchbrechen gilt. Wie gelingt das?

Betroffene sollten unbedingt Kraft und Mut aufbringen, über ihre kranke Haut zu reden – mit der Familie, mit Freunden, Kollegen, Arbeitgebern. Viele Scham auslösende Reaktionen von Außenstehenden beruhen leider noch immer auf Unwissenheit über Hauterkrankungen wie die bislang nicht heilbare Psoriasis und der daraus resultierenden Angst vor Ansteckung. Sind diese dank Aufklärung aus dem Weg geräumt, kann erst Verständnis für die Betroffenen und ihre Krankheitssymptome, wie Juckreiz und Spannung der entzündeten Haut, bei Psoriasis-Arthritis auch Gelenkschwellungen und -schmerzen, wachsen.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hilft gegen die Scham, weil man einander zuhört und beisteht. Als Verein bieten wir sogar einen geschützten Raum, um sich ohne Scham voreinander zu entblößen: unser Naturbad an der Alten Donau, wo Betroffene – und Angehörige – Schritt für Schritt lernen können, die kranke Haut anzunehmen und mit ihr zu leben. 

Vielen Dank für das aufklärende Gespräch, Gabi Schranz!

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