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Diabetes

Was Nahrung mit Insulin zu tun hat

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Prim. Univ. Dr. Prof. Bernhard Ludvik, Vorstandsmitglied der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, über die unterschiedlichen Ernährungsbedürfnisse von Menschen mit Diabetes Typ 1 und 2.

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Prim.Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik

1.Medizinische Abteilung, Krankenanstalt Rudolfstiftung

Diabetes gehört zu den Volkskrankheiten Nr. 1 in Österreich, denn der moderne Lebensstil mit mangelnder Bewegung und Übergewicht begünstigt die Krankheit.

Wieso spielt die richtige Ernährung bei Diabetikern so eine große Rolle?

Die Mehrzahl der an Diabetes Erkrankten gehört zum Typ 2. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetiker produziert die Bauchspeicheldrüse zwar weiterhin Insulin, doch der Körper kann es nicht mehr wirksam verwenden, um Blutzucker in Energie umzuwandeln. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel viel zu hoch an und schädigt langfristig die Blut- und Nervengefäße im Körper.

Typ 2-Diabetes tritt häufig bei übergewichtigen oder fettleibigen Menschen auf: Sie sollten als erste Säule der Behandlung ihren Lebensstil umstellen und somit ihr Gewicht reduzieren. Ein hohes Gewicht ist direkt mit dem Grad der Insulinresistenz verbunden. Durch die Gewichtsreduktion wird der Körper wieder etwas empfänglicher für die Insulinausschüttung.

Wie genau kann eine solche Ernährung aussehen?

Wir sagen prinzipiell: Diabetiker sollen sich nicht anders ernähren wie andere Menschen auch. Sie sollten sich an die allgemeinen Ernährungsrichtlinien halten, doch bei der Aufnahme von Kohlenhydraten besonders vorsichtig sein. Diabetiker sollten bevorzugt komplexe Kohlenhydrate aufnehmen, die etwa in Vollkorn-Produkten, aber auch in Gemüse und Obst vorkommen. Einfache Kohlenhydrate wie herkömmlicher Zucker, Traubenzucker oder Fruchtzucker werden rasch über den Darm aufgenommen und lassen den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen.

Komplexe Kohlenhydrate werden länger aufgespalten, die Blutzuckeraufnahme ist langsamer und daher besser zu kontrollieren. Die Patienten sollten zudem auf eine fettarme Ernährung achten. Meiner Meinung nach ist die mediterrane Ernährung für Diabetiker geeignet. Diese beinhaltet viel Gemüse und wenig rotes Fleisch, gesunde Öle wie etwa Olivenöl und Fisch, welcher gesunde Omega 3-Fettsäuren enthält.

Man kann einem Diabetiker nicht gewisse Lebensmittel verbieten, er darf auch mal Schlemmen. Dann sollte er aber entsprechend reagieren, sprich mehr Insulin spritzen und die Kalorien woanders einsparen. Weiter ist es förderlich, mit dem Rauchen aufzuhören, weil es in Bezug auf Diabetes sehr negative Auswirkungen hat. Moderater Alkoholkonsum ist erlaubt, und interessanterweise ist Kaffee wegen seiner Antioxidantien sehr positiv zu bewerten, auch hinsichtlich der Diabetes-Vorsorge.

Welche Rolle spielt die körperliche Betätigung?

Wir von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft empfehlen mindestens 150 Minuten Bewegung und ein zusätzliches Krafttraining von zwei bis drei Mal pro Woche. Einfaches Spazieren reicht hier aber nicht aus, die Anstrengung sollte schon etwas intensiver sein. Wir empfehlen beispielsweise Nordic Walking: Man kann es überall zu jeder Jahreszeit betreiben, es schont die Gelenke und trainiert den Körper ganzheitlich.

Sport verbrennt nicht nur Kalorien, sondern die körperliche Aktivität baut auch die Muskulatur auf. Ein größerer Muskel kann nicht nur mehr Energie aufnehmen, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt, sondern sorgt auch für eine bessere Konstitution, welche günstigere Bedingungen für eine gute Lebensqualität schafft. Wichtig ist aber, dass sich Diabetiker im Vorfeld ärztlich untersuchen lassen, besonders wenn bereits Schädigungen vorhanden sind.

„Gewicht ist wichtig“

Als Adipositas (Fettleibigkeit) wird die übermässige Ansammlung von Fettgewebe im Körper bezeichnet.
• Bei einem BMI von über 30 kg/m2 spricht man von Fettleibigkeit
• Rund 12 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen in Österreich sind adipös. 43 Prozent (Männer) und 29 Prozent (Frauen) sind mit einem BMI über 25 kg/m2 bereits übergewichtig (Quelle: Statistik Austria)
• Die Folgen von Fettleibigkeit sind gravierend und reichen über Diabetes, koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt oder Schlaganfall über erhöhten Blutdruck und Arterienverkalkung bis hin zu Krebserkrankungen und Gelenkschäden.
• Die Therapie von Adipositas beruht auf drei Grundpfeilern: Diätberatung, Verhaltenstherapie und regelmässige Bewegung. Sie zielt auf eine Gewichtsreduktion und Umstellung des Lebensstils hin.
• Eine medikamentöse Behandlung ist nötig, wenn der Patient trotz Diät und körperlicher Bewegung nicht an Gewicht verliert.

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