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Gesund im Alter

Biometrische Gleitsicht: Die neue Dimension des Sehens

Rudi Proyer (links) - Johannes Schubart (rechts) - Foto: zvg

Biometrische Optimierung dank Vermessung mit Scanner ermöglichen eine zu 100 Prozent exakte Brille. Johannes Schubart, Experte für biometrische Brillengläser und Optiker Rudi Proyer (Präg GmbH – Juwelen Uhren Optik) über Mythen und Möglichkeiten.

Rudi Proyer

Leitung Optik Präg

Johannes Schubart

Experte für biometrische Brillengläser

Warum benötigen viele Menschen ab einem gewissen Alter eine Gleitsichtbrille?

Rudi Proyer: Die Augenlinse funktioniert so ähnlich wie ein Autofokus bei einer Kamera. Die Linse wölbt sich beim Blick in die Nähe (höhere Brechkraft) und entspannt sich beim Blick in die Ferne (geringere Brechkraft). Diese Elastizität lässt mit zunehmendem Alter jedoch stetig nach. Ab 40 bis 45 Jahren ist die Linse bereits oft nicht mehr biegsam genug, um kleine Objekte oder Buchstaben scharf zu stellen. Hier benötigt das Auge dann Unterstützung in Form einer künstlich hinzugezogenen Brechkraft, etwa über eine Lesebrille oder Gleitsichtbrille.

Wie genau unterstützt mich eine Gleitsichtbrille im Alltag und worin liegt ihr Vorteil gegenüber anderen Brillen?

Johannes Schubart: Im Prinzip ist die Gleitsichtbrille ein richtiger Allrounder. Sie kann für alle Entfernungen und in jeder Situation genutzt werden. Mit einer Gleitsichtbrille sind praktisch alle Sehdistanzen zu bewältigen. Lesebrillen sind meist eingestellt auf rund 40 Zentimeter, und können lediglich eine Entfernung und damit nur Sehsituationen in der Nähe abdecken. Demgegenüber hat die Gleitsichtbrille einen ganz entscheidenden Vorteil: Nämlich, dass sie im oberen Bereich die Ferne abdeckt und dort eine Fehsichtigkeit ausgleicht, zudem jedoch noch alle anderen Entfernungen, wie mittlere Bereiche (PC Distanz) und die Nähe abdeckt. Brillenwechsel sind damit nicht mehr notwendig. Der Klassiker ist ja oft, dass sich Menschen mit einer reinen Lesebrille ärgern, dass sie damit nicht auch in die Ferne und meist nicht mal mehr das Gegenüber klar erkennen können.

Warum tun Bifokalbrillen nicht auch ihren Dienst?

Johannes Schubart: Die Bifokalbrille trifft man heute nur noch sehr selten an. Sie kombiniert einen Großteil des Brillenglases für die Ferne und hat ein kleines, leider auch wirklich sichtbares, Sichtfenster für den Nahbereich. Zwischenbereiche wie für den PC sind nicht abgedeckt. Aus diesen Gründen hat die Gleitsichtbrille die Bifokalbrille mehr oder weniger abgelöst. Sie kombiniert alle Entfernungen und ist deutlich ästhetischer.

Worauf soll man beim Kauf einer Gleitsichtbrille achten?

Rudi Proyer: Gleitsichtbrille ist nicht gleich Gleitsichtbrille. An erster Stelle stehen eine fundierte Vermessung und eine ausführliche Bedarfsanalyse. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Brillengläser lassen sich heute individuell abstimmen. Erst die Kombination aus kompetenter Beratung, exakter Glasbestimmung, gepaart mit der richtigen Produktauswahl und einer perfekten Anpassung sorgt für optimales Sehen.

Gibt es besondere Innovationen? Gleitsichtbrillen gibt es doch schon seit vielen Jahren…

Johannes Schubart: Die heutigen Gleitsichtgläser sind viel ausgereifter als noch vor 30 Jahren. Die persönlichen Bedürfnisse und die Individualität der Augen stehen im Fokus der Produktentwicklungen. Man kann es sich vorstellen wie bei einem Schischuh, der bei der Anpassung erwärmt wird, um die optimale Passform zu erreichen. So sorgen auch individuelle Gleitsichtgläser für ein hohes Maß an Passgenauigkeit, minimale Eingewöhnungszeiten und großen Sehkomfort für alle Entfernungen.

Was unterscheidet biometrische Gleitsichtgläser von herkömmlichen Gläsern, bzw. teure von günstigen?

Rudi Proyer: Es gibt Produkte ‚von der Stange‘, die kostengünstig produziert, jedoch nicht perfekt auf die Sehaufgaben und die individuelle Tragesituation abgestimmt sind. Das Ergebnis können längere Eingewöhnungszeiten sein, eine nicht optimale Sicht, Müdigkeit, vermehrte Anstrengung bis hin zu Sehstörungen.

Die neueste Entwicklung sind „biometrische Gleitsichtgläser“. Welche Technik steckt dahinter?

Johannes Schubart: Zusätzlich zur subjektiven Augenglasbestimmung kommt ein Messgerät, ein spezieller Scanner, zum Einsatz. Es misst auf das Hundertstel genau die Fehlsichtigkeit und bestimmt die Anatomie des Auges, wie beispielsweise die Länge des Augapfels. Das sind wichtige Werte, die mit einfließen, wenn das Brillenglas berechnet wird. Dieses Berechnungsverfahren sorgt dafür, dass betrachtete Objekte genau auf die Netzhaut projiziert werden können. Die Folge ist ein natürlicher Seheindruck, verbessertes Farb- und Kontrastsehen, größtmögliche Sehbereiche und auch ein verbessertes Sehen in der Dämmerung und in der Nacht.

Wie sieht es mit der Eingewöhnungszeit aus – manche Menschen sagen, sie vertragen keine Gleitsichtbrille?

Rudi Proyer: Bei biometrischen Gleitsichtgläsern ist eine Unverträglichkeit sehr selten und wir bekommen nahezu ausnahmslos sehr positive Rückmeldungen. Der Wohlfühleffekt tritt entweder sofort, oder wenig später ein. Eine großangelegte Studie unseres Brillenglaspartners mit 283 Befragten in der Schweiz belegt Folgendes: 88 Prozent empfinden mit ihrer biometrischen Brille einen größeren Sehkomfort als mit ihrer alten Brille, 92 Prozent sehen schärfer als vorher und 84 Prozent sehen kontrastreicher.

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