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Kindergesundheit

Kinderspiel für das Gesundheitssystem

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Die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen steht in Österreich vor großen Herausforderungen. Zwischen Schlüsselbegriffen wie Zweiklassenmedizin, Mangel an Kinderärzt:innen und Impflücken sind die Verantwortlichen gefordert, gesundheitspolitische Lösungen zu finden.

Es sind dramatische Zahlen, die die aktuelle Situation der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich erkennen lassen. Außer in Vorarlberg kommen in allen anderen Bundesländern auf 1.000 Kinder 0,09 Kassenärztinnen und -ärzte in der Kinder- und Jugendheilkunde. Das bedeutet, dass eine Kassenordination zwischen Wien und Tirol rund 10.000 Kinder betreuen muss. Anstatt in übervollen Wartezimmern bei Kassenkinderärzt:innen zu warten, wechseln daher immer mehr Eltern zu Wahlärzt:innen – wenn es denn die eigene finanzielle Situation zulässt. Denn nicht für alle Familien ist der Wechsel in die Privatmedizin finanzier- bar. Gerade für Familien mit mehreren Kindern, Alleinerzieher:innen und Familien, die am Existenzminium leben, bedeutet das eine zusätzliche Hürde. In Wien haben nur noch etwa 42 % der Kinderärztinnen und -ärzte einen Kassenvertrag. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren zusätzlich noch verschärfen, da von diesem Prozentsatz über 70 % bereits über 50 Jahre alt sind. Es besteht hier also eine problematische Situation, die nicht nur eine Reihe von gesundheitspolitischen, sondern auch gesellschaftspolitische Fragen aufwirft.

Kostenfaktor Impfungen
Wer es sich also leisten kann – und will – wechselt in die Privatmedizin. Doch nicht nur bei der pädiatrischen Basisversorgung geht es um Fragen der Finanzierbarkeit, sondern auch beim Thema Impfungen. Während die meisten Impfungen des „Impfplan Österreich“ für Kinder und Jugendliche kostenfrei sind, enthält er auch kostenpflichtige. Das sind zusätzliche finanzielle Belastungen, die sich nicht alle Eltern leisten können. Obwohl die Empfehlung vom Nationalen Impfgremium in Abstimmung mit Kinderärzt:innen für alle im Impfplan enthaltenen Kinderimpfungen dieselbe ist, müssen Eltern also mitunter tief in die Tasche greifen, um ihren Kindern den bestmöglichen, empfohlenen Schutz vor Infektionskrankheiten zukommen zu lassen. Eine Situation, die nicht nur individuelle, sondern auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen hat. Nur wenn ein Gemeinschaftsschutz erreicht wird, schützt dieser auch Menschen, die etwa aufgrund ihres Gesundheitszustandes oder Alters keinen Schutz über Impfungen erhalten können.

Angespannte Versorgungslage
Neben dem Mangel an besetzten kinderärztlichen Kassenstellen und den kostenpflichtigen Impfungen beschäftigen die Kinder- und Jugendheilkunde aber noch weitere Themen. So wurden etwa die Honorare für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen seit den 1990er Jahren nicht mehr angepasst. Eine Situation, die für viele Kinderärztinnen und -ärzte mit Kassen- stellen mittlerweile untragbar geworden ist. Die Drohung, die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen daher ab nächstem Jahr nicht mehr als Kassenleistung anzubieten – sollte es mit den Sozialversicherungsträgern und dem Gesundheitsministerium zu keiner Einigung kommen – verschärft die bereits schwierige Versorgungslage zusätzlich. Schließlich ist der bislang kostenlose Mutter-Kind-Pass zwar nicht verpflichtend, jedoch eine notwendige Voraussetzung für den Bezug von Sozialleistungen. Von vielen Seiten werden daher dringende gesundheitspolitische Maßnahmen gefordert, um die kostenfreie und flächendeckende Versorgung von Kindern und Jugend- lichen in Österreich für die kommenden Monate und Jahre sicherzustellen.

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