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Kindergesundheit

Ohne Hürden zur solidarischen Grundversorgung

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Für Dr.in Susanne Rabady, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein­ und Familienmedizin, und ihre Kolleg:innen wird es im Bedarfsfall immer schwieriger, Kinder an Kassenkinderärztinnen und -­ärzte zu überweisen.

MR Dr.in Susanne Rabady

Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für All­gemein­ & Familien­medizin

Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Jahren in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich gemacht?
Wir versorgen in der Allgemein- und Familienmedizin viele Kinder. Denn in Österreich besteht ein duales System, in dem Kinder und Jugendliche sowohl von der Kinderheilkunde als auch von der Allgemeinmedizin betreut werden. In ländlichen Regionen versorgen wir wirklich viele Kinder – gerade zu Tagesrandzeiten, in den Nächten und am Wochenende. Daher ist es gut, dass wir auch unter der Woche Kinder sehen, damit wir unsere Kompetenz und unsere Routine nicht verlieren. Wir sind Teil der Versorgung von Kindern und Jugendlichen unter dem Aspekt der Familienmedizin. Mit Sorge erfüllt uns allerdings die zunehmende Privatisierung der Kinderheilkunde mit immer weniger Ärzt:innen im Kassensystem.

Inwiefern wirkt sich das auf die Allgemeinmedizin aus?
Die Arbeitslast in den Praxen ist insgesamt sehr hoch und wird dadurch nicht weniger. Doch für Eltern ist diese Entwicklung ein viel größeres Problem als für uns Allgemeinmediziner:innen. Wir sind es gewohnt, auch Kinder zur versorgen, aber wenn wir eine kinderfachärztliche Meinung brauchen, wird uns die Zuweisung innerhalb des öffentlichen Systems erschwert. Nicht alle Menschen können sich Wahlärztinnen und -ärzte leisten.

Sehen Sie einen Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Regionen?
In den Städten gehen vergleichsweise wenige Eltern mit ihren Kindern zu Hausärzt:innen – aus familienmedizinischer Sicht muss ich ein „Leider“ hinzufügen. Denn die Langzeitbeziehungen zu Kindern und später Erwachsenen möchte ich nicht missen. Die Reaktivierung des dualen Versorgungsprinzips in den Städten finde ich daher keine schlechte Konsequenz aus der Not heraus. Es ist dennoch sehr wichtig, dass die spezialistische Betreuung für Kinder auch mithilfe von Kassenkinderärzt:innen möglich ist. Es darf keine Schwellen in der Grundversorgung von Kindern und Jugend- lichen geben. Das Problem wird auch durch das Thema Teuerungen jeden Tag größer. Wir schlittern gerade in eine Situation, die wir so nicht haben wollen. Unsere Bitte an die Kinderärztinnen und -ärzte ist daher: Bitte haltet die solidarische Versorgung aufrecht!

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