Home » Neurologie » Symptomatische Therapien bei Spastik und MS
Neurologie

Symptomatische Therapien bei Spastik und MS

Bild: Alexandra Haynak

Symptome von Multipler Sklerose, wie Spastizität, führen häufig zu einer Verminderung der Lebensqualität von Betroffenen. Symptomatische Therapien können gegen Muskelkrämpfe und damit verbundene Schmerzen helfen.

Multiple Sklerose, die Krankheit der tausend Gesichter, kennt viele Geschichten. Denn die Verläufe der chronisch-entzündlichen neurologischen Autoimmunerkrankung haben bei MS-Patient(inn)en sehr unterschiedliche Formen und Ausprägungen. Gemein ist ihnen allen nach wie vor, dass Multiple Sklerose leider nicht heilbar ist. Neben den Schubtherapien und Langzeittherapien kennt die Medizin heute auch symptomatische Therapien, um Menschen mit MS darin zu unterstützen, eine möglichst hohe Lebensqualität zu erreichen bzw. zu erhalten. Eines der vielen Symptome bei Multipler Sklerose ist die relativ häufig auftretende Spastizität. Diese Muskelkrämpfe können wiederum viele weitere Folgen, wie Muskelsteifigkeit, Gehschwierigkeiten oder Blasenfunktionsstörungen, für MS-Patient(inn)en haben. An den österreichweiten MS-Zentren bzw. bei behandelnden Neurolog(inn)en können sich Betroffene über zugelassene symptomatische Therapien gegen Spastizität und damit verbundene Schmerzen erkundigen. 

Muskelspannung und motorische Steuerung

Bei Menschen, die an einer MS-induzierten Spastik leiden, können die Muskeln steif werden oder auch krampfen. Muskeln haben bei gesunden Menschen normalerweise ein gewisses Niveau an Muskelspannung, um den Körper aufrecht zu erhalten. Nimmt die Spannung der Muskeln aber zu, werden diese steif. Das führt wiederum zu einer Verringerung der Bewegungsfähigkeit und unter anderem zu dem für Multiple Sklerose oftmals so typischen steifen Gang. Da bei Multipler Sklerose die für Signalübertragung vom Gehirn ins Rückenmark so wichtige Hülle der Neuronen, die so genannte Myelinschicht, angegriffen wird, können Informationen nicht mehr richtig übertragen werden und die motorische Steuerung geht allmählich verloren. Wie auch MS selbst, so kann es auch im Rahmen von Spastizität bei MS zu zwischenzeitigen Verschlechterungsphasen kommen. Diese Phasen sind von unwillkürlichen Muskelkrämpfen gekennzeichnet, währenddessen die normale Muskelfunktion nach und nach abnimmt. 

Von Schmerzen bis hin zur Inkontinenz

Die Muskelkrämpfe sind gleichzeitig einer der Hauptgründe für Behinderungen im Rahmen von Multipler Sklerose. Denn Menschen, die an einer MS-induzierten Spastik leiden, kennen eine Vielzahl an Symptomen. Wenn Streck- und Beugemuskeln sich gleichzeitig zusammenziehen, kann das für MS-Betroffene sowohl koordinativ schwierig als auch schmerzhaft und schwächend sein. Probleme bereiten MS-Betroffenen außerdem spontane und unkontrollierbare Muskelaktivitäten und Muskelkrämpfe sowie übermäßige Sehnenreflexe. Durch die Spastizität kommt es aber nicht nur zu Schmerzen durch den erhöhten Muskeltonus, und damit in weiterer Folge zu Schwierigkeiten beim Gehen oder Schlafen, sondern auch zu Störungen der Blasenfunktion. Die Auswirkungen dieser neurogenen Blasenfunktionsstörungen können sich von einer überaktiven Blase, über Harnverhalt bis hin zu einer Harninkontinenz zeigen, was für MS-Betroffene häufig eine zusätzliche Einschränkung der Lebensqualität darstellt.

Mit der Kraft der Hanfpflanze

Daher ist es umso wichtiger, dass MS-Patient(inn)en mit ihren behandelnden Ärzt(inn)en und Therapeut(inn)en über Beschwerden sprechen und sich über Behandlungsmöglichkeiten informieren. Eine der symptomatischen Therapieoptionen sind Arzneimittel auf Basis von CBD und THC. Hinter diesen Abkürzungen stehen zwei Wirkstoffe, die aus den Blättern und Blüten der Hanfpflanze gewonnen werden. Die Verwendung von Cannabis ist heute in der Medizin nicht nur Forschungs- sondern auch Anwendungsgebiet. Die Kombination von Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) ist in Österreich für die symptomatische Behandlung gegen Spastizität und assoziierte Schmerzen als Fertigarzneimittel auf Basis einer 1:1 Mischung aus THC und CBD zugelassen.

Antispastische Eigenschaften für den Körper

Der Extrakt aus Medizinhanf wird durch seine antispastische Eigenschaft bei erwachsenen MS-Betroffenen mit mittelschweren bis schweren Formen der Spastik eingesetzt. Diese symptomatische Zusatztherapie in Kombination aus THC mit CBD wird zumeist über einen Mundspray verabreicht und kann dadurch über die Mundschleimhaut rasch in den Blutkreislauf gelangen, wo es sein Wirkungsspektrum entfalten kann. Zugelassene Cannabinoide wirken über das körpereigene Endocannabinoid-System und reduzieren so die Kontraktionen der Muskeln und vermindern die Spastik. Auf diese Weise können die unterschiedlichen und auf vielfältige Art und Weise die Lebensqualität beeinflussenden Symptome bzw. Folgen von MS-induzierter Spastizität wie Schmerzzustände, Schlafstörungen oder Blasenprobleme gelindert werden.  

Lebensqualität für MS-Betroffene 

Denn zielsetzend in der Behandlung der Spastik ist es, MS-Patient(inne)en in ihrer Mobilität, ihrer persönlichen Hygiene aber auch in ihrer Lebensqualität und ihrem Wohlbefinden best- und weitestmöglich zu unterstützen. Damit MS-Betroffene ihren Alltag und ihr Leben gut und selbstbestimmt gestalten können, ist es wichtig, über Einschränkungen und Beschwerden mit ihren behandelnden Neurolog(inn)en und Therapeut(inn)en zu sprechen. Auch die MS-Zentren sind darauf spezialisiert, gemeinsam mir MS-Patient(inn)en geeignete Behandlungen und Zusatztherapien auszuloten und zu besprechen, um so den Alltag und das Leben mit Multipler Sklerose zu erleichtern.

Nächster Artikel