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Jährliche Kontrolle für gute Sicht in jedem Alter

Portrait of a senior man outdoors, Slovenia, Europe. Nikon D850.
Portrait of a senior man outdoors, Slovenia, Europe. Nikon D850.
iStock/Ababsolutum

Gutes Sehen wird so lange als selbstverständlich hingenommen, solange es funktioniert. Das wird vielen Menschen erst bewusst, wenn Sie – meist im Alter von Mitte Vierzig – erstmals eine Brille benötigen. Anders ist es bei Kindern, denn diese müssen erst lernen, „richtig“ zu sehen. 

Dr. Peter Gorka  Präsident der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) © Foto: D. Steiner

Dr. Peter Gorka

Präsident der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) © Foto: D. Steiner

Die Sehentwicklung hängt eng mit der Gehirnentwicklung zusammen. Beim Lernen müssen außerdem noch visuelle und auditive Reize verknüpft werden. Dieser Reifungs- und Lernprozess vollzieht sich im ersten Lebensjahrzehnt. Wird eine Sehstörung nicht rechtzeitig erkannt und richtig behandelt, so hat das massive Auswirkungen auf die Bildungskarriere des Kindes und sein gesamtes Leben.

Augengesundheit & Kinder

Bedenkt man, dass 80 Prozent des Lernens über den visuellen Kanal stattfinden, wird klar, dass sich Sehprobleme auf das schulische Lernen auswirken. Für Eltern ist dieser Zusammenhang oft nicht erkennbar. Wenn Kinder über juckende, brennende Augen, über Kopfschmerzen und Müdigkeit klagen oder unkonzentriert sind, kann dahinter eine Fehlsichtigkeit der Augen stecken. Bei der augenärztlich/orthoptischen Untersuchung können die Ursachen gefunden und so den Kindern geholfen werden.

Mögliche Ursachen für augenbedingte Lesestörungen können eine Fehlsichtigkeit, Hornhautverkrümmung, Schielen, eine Naheinstellungsschwäche oder eine voranschreitende Kurzsichtigkeit sein. Nur mit der augenärztlichen Untersuchung im eingetropften Zustand kann eine Fehlsichtigkeit exakt bestimmt und bei Bedarf mit einer Brille ausgeglichen werden. Außerdem können andere, angeborene Augenerkrankungen damit entdeckt werden. Dafür gibt es eine eigene Fachrichtung in der Augenheilkunde: Die Kinderophthalmologen, die meist mit OrthoptistInnen zusammenarbeiten und gut auf Kinder eingestellt sind.  

Kurzsichtigkeit

Das kindliche Auge ist in der Regel weitsichtig und so elastisch, dass es trotzdem in der Ferne und Nähe scharf sieht. Durch Wachstum erreicht das Auge im Volksschulalter Normalsichtigkeit. Weiteres Längenwachstum des Auges kann es aber kurzsichtig machen. Kurzsichtigkeit (Myopie) kann genetische und umweltbedingte Ursachen haben. Wenn zum Beispiel ein Elternteil kurzsichtig ist, so ist das Risiko für das Kind bereits um 50 Prozent erhöht, auch kurzsichtig zu werden. Weitere Ursachen sind Lichtmangel sowie zu viel Naharbeit in der Kindheit oder Jugend. Erste Hinweise auf die Kurzsichtigkeit sind Abschreibfehler von der Tafel.

Wir sehen derzeit durch die Digitalisierung (und den Blick auf den Bildschirm) immer weiter weg vom Patienten: Der Patient will aber „angeschaut“ werden. Diese Vertrauensbasis ist besonders wichtig, vor allem wenn es sich um Kinder handelt.“

Die österreichischen Augenärzte empfehlen daher, dass sich Kinder so viel wie möglich im Freien aufhalten sollten, ideal sind rund zwei Stunden pro Tag. Gleichzeitig sollten die Zeiten mit Naharbeit (Lesen, Arbeiten am Handy, PC, Laptop, Tablet) reduziert werden. Bei starker Kurzsichtigkeit besteht außerdem – wenn sie unbehandelt bleibt – erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen der Augen, wie höheres Risiko für Netzhautrisse und -ablösungen, Glaukom (Grüner Star) oder Katarakt (Grauer Star) und Makuladegeneration. Deshalb der Appell der österreichischen Augenärzte: Kinder hinaus ins Tageslicht, möglichst ohne Handy!

Broschüre „Kinderaugen & Lernen“

Häufig werden Sehstörungen erst in der Schule festgestellt. Das ist auch der Grund, warum die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG) gemeinsam mit der Arbeiterkammer als Kooperationspartner die Broschüre „Kinderaugen & Lernen“ für PädagogInnen publiziert hat, denn sie können wesentlich dabei helfen, durch Sehschwäche verursachte Lernprobleme frühzeitig zu erkennen.

Die Broschüre sowie viele Informationen zum Thema Augengesundheit (nicht nur bei Kindern) finden Sie auf der Website der ÖOG: www.augen.at.

Der Patient will angeschaut und als Mensch gesehen werden

Die Augenheilkunde ist im Wandel begriffen. Die rasante Entwicklung in der Technologie und Diagnostik ist auch für die Ärzte eine Herausforderung. Der Blick des Arztes/der Ärztin in die Kartei am Bildschirm versperrt manchmal den Blick zum Patienten. Aber gerade diese zwischenmenschliche Komponente ist es, die eine vertrauensvolle Beziehung erst möglich macht. Das haben wir erkannt und arbeiten daran, denn: Augengesundheit ist mehr als nur gutes Sehen!

Über uns: Die Österreichischen Augenärztinnen und Augenärzte

Die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der österreichischen Augenärzte. Sie vertritt rund tausend in Ordinationen oder in den Spitälern tätige AugenärztInnen. Mit wissenschaftlicher Arbeit, mit Aus,- und Weiterbildungsangeboten und konsequenter Patientenorientierung unterstützt der 1954 gegründete Verein präventiv, kurativ und publizistisch, was die zentrale Botschaft der Österreichischen Augenärztinnen und Augenärzte ist, nämlich: „Augengesundheit ist mehr als nur gutes Sehen.“


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