Kinder sitzen heute häufiger und länger an Büchern und Bildschirmen als früher. Der resultierende Tageslichtmangel lässt die Zahl der Kurzsichtigen rasant wachsen. Orthokeratologie-Kontaktlinsen sollen da Abhilfe schaffen.
Eine Kurzsichtigkeit (Myopie) ist entweder angeboren oder erworben. Betroffene sehen in der Nähe scharf und in der Ferne unscharf. Laut der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) nehme die Zahl der Kurzsichtigen weltweit rasant zu, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Wie viele ÖsterreicherInnen zurzeit kurzsichtig seien, lasse sich demnach zwar nicht genau beziffern. Doch gemäß einer Metaanalyse der American Academy of Ophthalmology dürften in Westeuropa 28,5 bis 37 Prozent der Bevölkerung kurzsichtig sein. Bis zum Jahr 2050 rechne man mit einem Anstieg auf 54 bis 56 Prozent. Als Hauptursachen für die Myopie nennen österreichische Augenärzte ein Zuviel an Naharbeit, aus dem ein Zuwenig an Tageslicht resultiere.
Frühe und regelmäßige Kontrolle ist ein Muss
Deshalb ist eine frühe, regelmäßige Kontrolle Ihrer und der Augen Ihrer Kinder heute ein Muss! Je eher Kurzsichtigkeit erkannt wird, desto eher bremst eine Behandlung deren Fortschritt.
Herkömmliche Brillen und Kontaktlinsen, die die Fehlsichtigkeit über- oder unterkorrigierten, zeigten bislang nur minimale Effekte auf die Fehlsichtigkeit. Anders Orthokeratologie-Kontaktlinsen: Die haben sich in Österreich seit etwa zehn Jahren insbesondere bei Kindern und Jugendlichen als Myopie-Bremse bewährt, deren Kurzsichtigkeit Werte bis minus fünf Dioptrien erreicht.
So wirken Orthokeratologie-Kontaktlinsen gegen Kurzsichtigkeit
Die speziell geformten und formstabilen (harten) Linsen werden nachts während des Schlafes getragen (daher auch Schlaflinsen genannt) und sollen Kurzsichtigen tagsüber zu gutem Sehen verhelfen – ohne Sehhilfe, ohne Skalpell.
Das gelingt, weil die hoch gasdurchlässigen Orthokeratologie-Kontaktlinsen die Geometrie der Hornhaut so verändern, dass scharfes Sehen möglich wird. Schon nach der ersten Tragenacht der individuell stets angepassten Linsen soll sich die Kurzsichtigkeit der Träger um 60 bis 70 Prozent mindern, eine volle Korrektur der Fehlsichtigkeit lasse sich nach drei bis fünf Tragenächten erreichen. Mit stabil guten Sehverhältnissen könne man nach etwa einem Monat Tragezeit rechnen.
Ein großer Vorteil der Schlaflinsen ist, dass sie kaum Beschwerden verursachen, von denen Träger herkömmlicher harter Linsen häufig berichten. Weil im Schlaf die Augen geschlossen sind, ist der Tränenfilm auf dem Auge vergleichsweise stabil – unangenehme Trockenheitsprobleme wie Fremdkörpergefühl, Reiben und Jucken bleiben somit aus.
Weitere Vorteile der Speziallinsen gegenüber herkömmlichen Linsen und Brillen liegen auf der Hand: Sie werden nur zum Schlafen eingesetzt und tagsüber werden weder Brille noch Linsen gebraucht. Das macht Kindern und Jugendlichen den Alltag leichter. Keine Brille verändert ihr Aussehen und sie können sich ohne diese frei bewegen, auch im Schwimmunterricht. Es gibt damit auch keinen Grund für eine Ausgrenzung als Brillenträger. Die Eltern haben das Einsetzen und Herausnehmen der Linsen, Tragezeit und korrekte Aufbewahrung unter Kontrolle. Die Linsen bleiben daheim. Vergessene, verlorene oder beschädigte Brillen und Linsen sind somit Geschichte.