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Tiergesundheit

CBD: Hokuspokus oder Schulmedizin?

Cannabis Pflanze CBD
Cannabis Pflanze CBD
Foto: Roberto Valdivia via unsplash
Dr. med. vet. Isabella Hahn-Ramssl

Dr. med. vet. Isabella Hahn-Ramssl

Diplom-Tierärztin, ÖTK-Diplom Veterinär-Phytotherapie Institut für Tierernährung und Funktionelle Pflanzenstoffe Veterinärmedizinische Universität Wien

Um die Wirkung und Nützlichkeit von CBD ranken sich viele Mythen. Beim Menschen längst angekommen, etabliert sich der Wirkstoff auch nach und nach als Arzneimittel und Futterergänzungsmittel für Haustiere. Im Interview klärt Dr. med. vet. Isabella Hahn-Ramssl über die wissenschaftlichen Hintergründe auf und erläutert Anwendungsgebiete von CBD. 

CBD für Tiere ist in aller Munde. Doch was genau versteht man unter diesem Begriff? 

CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol. Es ist ein Inhaltsstoff vom Hanf, der lateinisch Cannabis sativa heißt. Ebenso wie THC (Tetrahydrocannabinol) zählt CBD zu den Cannabinoiden, von denen derzeit über 100 verschiedene bekannt sind. Weiters enthält Hanf noch ätherisches Öl, Phenole, Harze, Flavonoide und in den Früchten auch fettes Öl. Cannabinoide docken im Körper an Rezeptoren (CB1- und CB2-Rezeptoren) des sogenannten Endocannabinoidsystems (ECS) an und entfalten so ihre Wirkung. 

CBD wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und angstlösend, es ist allerdings nicht psychoaktiv, das heißt, es führt zu keinen Bewusstseinsveränderungen – dadurch unterscheidet es sich wesentlich von THC, das bedingt durch seine unter anderem psychotrope und euphorisierende Wirkung zu den Suchtmitteln zählt. 

Es gibt verschiedene Sorten Hanf und man unterscheidet auch Faser- oder Nutzhanf vom Drogenhanf, je nach Inhaltsstoffzusammensetzung. Er ist zweihäusig, das heißt, es gibt weibliche und männliche Hanfpflanzen, also „Maria“ und „Juan“, davon lässt sich der Begriff Marihuana ableiten. 

Wie kann CBD auf Tiere, speziell auf Hunde und Katzen, wirken? 

CBD-Produkte werden bei Hunden und Katzen zum Beispiel gegen Schmerzen im Bewegungsapparat (wie bei Osteoarthritis oder Arthrosen), bei kognitiven Dysfunktionen, Unruhe oder Bellen, schlechtem Schlaf, bei Verhaltensauffälligkeiten (wie Ängsten oder Stress vor Autofahrten, vor Tierarztbesuchen, beim Alleinbleiben usw.) oder auch gegen Epilepsie erfolgreich angewendet. CBD reduziert Schmerzen und Entzündungen, erhöht dadurch die Aktivität, das Wohlbefinden und die Mobilität der Vierbeiner, es führt auch zu einem ruhigeren Schlaf, reduziert stressbedingte Aufregung und wirkt antiepileptisch. 

Der Trend bewegt sich gerade in Richtung Reduzierung von Fleischprodukten zugunsten pflanzlicher Nährstoffe. Warum könnte dies eine Alternative für Haustierbesitzer sein? 

Allgemein wird dieser Trend „hin zum Natürlichen, Pflanzlichen“ von Tierbesitzern auch für ihre Haustiere übernommen. Rational angewendete, pflanzliche Arzneimittel, sogenannte Phytopharmaka oder Phytotherapeutika, aber auch pflanzliche Ergänzungsfuttermittel können zu Therapie und Prophylaxe von Erkrankungen beziehungsweise zur Aufrechterhaltung des physiologischen Zustands in einem Körper erfolgreich eingesetzt werden. Teilweise kann durch die Anwendung von pflanzlichen Präparaten und Produkten der Einsatz von synthetischen Arzneimitteln oder auch Antibiotika reduziert werden. Rationale Phytotherapie basiert auf naturwissenschaftlichen Grundlagen und ist Teil der Schulmedizin, es hat nichts zu tun mit anderen Anwendungsprinzipien wie zum Beispiel Homöopathie, Bachblütentherapie oder Anthroposophie, bei denen auch pflanzliche Substanzen zur Anwendung kommen, allerdings teils mit esoterischem Ansatz. 

Welche Vorteile können pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel bringen? 

In der richtigen Dosierung und in guter Qualität können pflanzliche Ergänzungsfuttermittel zur Gesunderhaltung der Grundfunktionen im Körper beitragen. So kann zum Beispiel einer ängstlichen Katze oder einem älteren Hund, der Probleme im Bewegungsapparat hat, durch die tägliche Gabe von CBD-Tropfen geholfen werden. Von korrekt angewendeten CBD-Produkten wurden bisher noch keine Nebenwirkungen berichtet. 

Ist ein Tierbesitzer unsicher oder möchte er eine spezifische Wirkung bei einer Erkrankung seines Haustiers erreichen, ist es ratsam und sinnvoll, einen auf diesem Gebiet kompetenten Tierarzt aufzusuchen.  

Hanf ist eine uralte Kulturpflanze. Bereits vor 12.000 Jahren wurde Hanf in Persien und China als Getreide angebaut. Besonders begehrt war die Hanfpflanze aufgrund ihrer heilenden Kraft. Man deckte die Wunden der Krieger mit Cannabisblättern ab und benutzte Hanf gegen Gicht und Geistesabwesenheit. 

Quelle: SWR
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