Home » Tiergesundheit » Mein Königreich für ein Pferd
Tiergesundheit

Mein Königreich für ein Pferd

Foto: Doruk Yemenici via unsplash

Dilara Lale

Pferdetierärztin

… schrieb einst William Shakespeare, und viele Pferdebesitzer:innen und solche, die es werden wollen, können diesen Wunsch wohl sehr gut nachvollziehen. Welche Verantwortung mit der Anschaffung eines Pferdes einhergeht und welche weiteren Aspekte beachtet werden müssen, das erzählt uns Pferdetierärztin Dilara Lale im Interview. 

Immer mehr Menschen in Österreich empfinden den Reitsport als ein großartiges Hobby und legen sich demnach meist sogar ein eigenes Pferd zu. Was ist aber wichtig zu beachten bei der Anschaffung eines Pferdes, bevor man voreilige Entscheidungen trifft? 

Es ist ein tolles Gefühl, ein Pferd als Familienmitglied, Sportfreund oder auch als Therapeuten zu haben. Das Reiten zeigt sich als die verbreitetste Art der Zusammenarbeit mit dem Pferd. Reiter spielen oft mit dem Gedanken, ein eigenes Pferd zu haben. Auch werden Ponys als Geschenk für Kinder gern gesehen. Sehr im Trend sind derzeit die Miniponys, die im Garten gehalten werden. In diesem teilweise ganz überwältigenden Gefühlschaos, ein Pferd zu besitzen, passiert es oft, dass die Grundbedürfnisse eines Pferdes, ob groß oder klein, unterschätzt werden. Dies beginnt oft schon bei der Haltung. Glücklicherweise werden Paddockboxen erbaut, wo den Pferden eine freie Auswahl ermöglicht wird, ob sie eher in einer überdachten Umgebung oder doch im Freien verbleiben möchten. Da Pferde Herdentiere sind, ist es wichtig, sie mit anderen Artgenossen zu halten. Eine artgerechte Fütterung ist für das Wohlergehen eines Pferdes essenziell sowie vorbeugend gegen viele Erkrankungen. Es kommt heutzutage öfters vor, dass die Pferde überschüssig gefüttert werden und an Übergewichtigkeit leiden, was am Ende auch lebensbedrohliche Erkrankungen (wie zum Beispiel Hufrehe) hervorrufen kann. Hierzu ist den zukünftigen Pferdebesitzern sehr zu empfehlen, sich vorab über die artgerechte Haltung etwa durch einen Stallbesitzer oder Reitlehrer zu informieren. Außerdem sollte man einen Pferdetierarzt zur artgerechten Fütterung befragen. Natürlich sollten die dazukommenden Kosten (wie Hufschmied) gut überdacht und ein ausreichendes monatliches Budget eingeplant werden. Es ist damit zu rechnen, dass auch Pferde regelmäßige tierärztliche Besuche benötigen. Zum Beispiel muss auch ein Minipony, das im Garten lebt, mindestens alle sechs bis acht Wochen dem Hufschmied vorgestellt werden und mindestens einmal jährlich eine Maulhöhlenuntersuchung erhalten. Mittlerweile bestehen auch Möglichkeiten, Pferde versichern zu lassen, was vor allem in Notfallsituationen finanziell aushelfen kann. 

Pferde sind edle Geschöpfe, doch leider anfällig für unterschiedliche Erkrankungen. Was sind die häufigsten Beschwerden, die ein Pferd bekommen kann, und warum ist das so? 

Kolik – viele Pferdebesitzer oder pferdeerfahrene Personen halten sich sicher schon die Ohren zu, wenn sie dieses Wort nur hören. Wörtlich steht Kolik für „Bauchschmerzen“ und ist eine sehr häufig entstehende Erkrankung. Ursachen sind beispielsweise die übermäßige Aufnahme sperrigen Raufutters oder Zahnprobleme, die die ordnungsgemäße Zerkleinerung des Futters behindern. Fehlerhaftes Entwurmungsmanagement kann zur Verwurmung führen und eine Kolik auslösen. Ungenügendes Bewegungsprogramm kann zusätzlich eine Kolik begünstigen. 

Ohne Zweifel zählt der Bewegungsapparat des Pferdes zu den wichtigsten Bausteinen der Gesundheit des Vierbeiners, wie kann man am besten dafür sorgen, diesen fit zu halten? 

Frühzeitige Erkennung einer Störung des Bewegungsapparates hat eine enorme Auswirkung auf die Genesung. Auch sollte, um die Gesundheit des Pferdes im allgemeinen Sinne zu unterstützen, ein ausgewogenes, dem Pferdetyp entsprechendes professionelles Trainingsprogramm erstellt werden. 

Haben Sie noch eine Botschaft an die Pferdehalter? Etwas, das Ihnen im Umgang mit Pferden wichtig wäre? 

Die Beziehung zu einem Pferd besteht aus Geduld, viel Geduld, Liebe und Achtsamkeit. Ein passendes Pferd zu finden, kann schwierig sein. Am besten ist es, sich zu fragen: Was erwarte ich von meinem Pferd? Sollte es nur dreimal die Woche eine Stunde im Gelände spazieren, ruhig an der Longe herumtraben oder doch bis zu fünfmal die Woche trainieren und Hochleistungssport treiben? Diesbezüglich wäre es möglich, staatlich anerkannte Pferdetrainer zu kontaktieren. Auch ist es sehr ratsam, was sich heutzutage als Routine entwickelt hat, eine Ankaufsuntersuchung durch einen Pferdetierarzt durchzuführen. Somit könnten zum Beispiel einige Erkrankungen, die später zu einer Leistungsverminderung führen, frühzeitig erkannt werden. Wenn aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit zu den oben genannten Empfehlungen besteht, ist es ratsam, im Hinterkopf zu behalten, dass ein Pferd Sie fast ein halbes Leben lang als treuer Freund begleiten wird. 

Nächster Artikel