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Volkskrankheiten

✔ Ticket, ✔Pass, Reiseapotheke?

Travel and beach items flat lay still life
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Univ.-Prof. Dr. med. Heinrich Stemberger

Leiter des Instituts für Reise- und Tropenmedizin © Foto: Tropeninstitut/Stemberger

Der nächste Urlaub steht vor der Tür. Wie sollte man sich aus medizinischer Sicht vorbereiten?

Vorbereitung ist das A und O, nicht nur in Hinsicht auf die schönsten Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Landes, sondern auch mit einem Blick in den Impfpass und dem Vergleich der Reiseversicherungen, sowie einem kurzen Check, falls regelmäßig Medikamente eingenommen werden müssen, ob die Packung nicht gerade mitten im Urlaub ausgeht. Weiters ist es empfehlenswert, sich vor Reiseantritt auch über die Hygienestandards, klimatischen Bedingungen und die medizinische Versorgung vor Ort zu informieren. Welchen gesundheitlichen Risiken Sie sich aussetzen, welcher Impfschutz empfehlenswert bzw. vorgeschrieben ist, ob Sie eine medikamentöse Malariaprophylaxe durchführen sollten oder ob diese verzichtbar ist, welcher Stellenwert anderen Schutzmaßnahmen wie konsequentem Mückenschutz oder Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene zukommen, hängt entscheidend von Ihrem Reiseziel, Ihrer Reisezeit und der Art der Reise ab.

Vor allem ältere Personen, immunschwache oder Menschen, welche häufige oder ständige ärztliche Betreuung benötigen, sollten ihre Reisefähigkeit mit einer Reiseberatung und ihrem Betreuer (Arzt) vorab klären. Auch Kleinkinder können je nach Destination schnell überfordert oder besonders gefährdet sein – Stichwort Durchfallerkrankungen.

Was sollte in jeder Reiseapotheke zu finden sein?

Es ist sinnvoll, sich einige Medikamente auf die Reise mitzunehmen. Hierzu gehören: Mittel gegen Durchfall oder Verstopfung, Mittel gegen Reisekrankheit, fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente, eventuell (bei starken Zeitverschiebungen) eine mildes Schlafmittel sowie Salben zur Behandlung von Hautaffektionen wie Sonnenbrand, Allergie, juckenden Insektenstichen. Die Mitnahme eines Antibiotikums ist nur dann zu empfehlen, wenn sich der Reisende fernab jeglicher medizinischer Versorgung bewegen wird. Die Mitnahme von sterilem Einmalbesteck (Spritzen und Nadeln) ist ein zweischneidiges Schwert und sollte nur ausnahmsweise in Erwägung gezogen werden, wenn sich der Reisende in ein Gebiet begibt, das medizinisch extrem schlecht versorgt ist.

Sind Impfungen immer zu empfehlen?

Als „Grundausstattung“ sind zunächst jene Impfungen anzusehen, die der österreichische Impfplan ganz generell – auch unabhängig von Reisen – empfiehlt. Darüber hinaus sind individuell weitere Empfehlungen je nach Reiseziel, -route und -stil in Erwägung zu ziehen. Für manche Länder – vor allem sozioökonomisch unterentwickelte Länder und Länder in den Tropen und Subtropen – besteht dabei ein höherer Impfaufwand als für andere. Impfvorschriften sind heutzutage hingegen selten geworden, sollten aber unbedingt beachtet werden. Im Tropeninstitut haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, reiselustige Menschen über Infektionsrisiken und deren Vorbeugung aufzuklären. Auf Grundlage nationaler und internationaler Richtlinien (z.B. WHO) und angepasst an die jeweils aktuelle epidemiologische Situation eines Landes oder Gebietes beraten unsere ÄrztInnen bezüglich Impfungen, Malariaprophylaxe und anderen Vorsorgemaßnahmen. Die Entscheidung, welche davon am Ende tatsächlich ergriffen werden, liegt aber selbstverständlich beim Reisenden.

Gibt es besonders gefährdete Länder?

Ja, wie eben im Zusammenhang mit Impfungen erwähnt. Aber beispielsweise auch Länder, in denen Bürgerkrieg oder Unruhen herrschen und deshalb die medizinische Versorgung bedroht ist oder zusammenbricht, sind besonders gefährlich zu bereisen. Aktuelle Reisewarnungen können beim Außenministerium abgefragt werden.

Was ist in einem Notfall zu tun?

Das Wichtigste in einem Notfall ist rasches Handeln. Es empfiehlt sich daher, sich vor der Reise oder direkt nach der Ankunft am Reiseziel über die internationale Notrufnummer und örtliche medizinische Einrichtungen zu informieren. Viele Versicherungen bieten eigene Notrufhotlines an. Sich die Basismaßnahmen der Ersten Hilfe vor der Reise noch einmal kurz anzusehen, kann helfen, im Notfall ruhig zu bleiben und richtig zu handeln.

Sollte man auf Reisen deswegen verzichten?

Der persönliche Reisestil sowie die Reiseroute sollten an die gesundheitlichen und emotionalen Möglichkeiten und Anforderungen angepasst werden. Je nach Konstitution, körperlicher und psychischer Verfassung, und mit Rücksicht auf persönliche Lebensumstände kann es daher auch einmal sinnvoll sein, auf Reisen zu verzichten – oder zumindest Reiseziel und Reisestil entsprechend anzupassen.

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