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Warum die Vaginalflora einen wichtigen Beitrag zur Frauengesundheit leistet 

Thrush, allgemein bekannt als Candididiasis, ist eine Pilzinfektion, die Beschwerden hervorruft und häufig die Genitalbereiche von Frauen oder die Mundhöhle betrifft
Thrush, allgemein bekannt als Candididiasis, ist eine Pilzinfektion, die Beschwerden hervorruft und häufig die Genitalbereiche von Frauen oder die Mundhöhle betrifft
© Nastiprazdnik - shutterstock.com

Die Vaginalflora schützt vor Viren, Bakterien und Pilzen. Gerät sie aus dem Gleichgewicht, können Beschwerden auftreten. Die Wiener Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr.in med. Eva Lehner-Rothe erläutert im Interview, was Frauen bei ungewöhnlichem Ausfluss, Geruch oder Juckreiz tun sollten, wie sich bakterielle oder Pilzinfektionen erfolgreich behandeln lassen und wie frau die Vaginalflora in Balance hält.

Dr. in Eva Lehner Rothe Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Dr. in Eva Lehner Rothe

© ZVG

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Was verbirgt sich hinter dem Terminus Vaginalflora (veraltet Scheidenflora)? 

Die Vaginalflora wird auch vaginales Mikrobiom genannt. Ein Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in bestimmten Körperregionen leben: auf der Haut, im Darm oder eben in der Vagina. 

Welchen Stellenwert hat das vaginale Mikrobiom für die Gesundheit der Frau? 

Die Vaginaflora spielt aufgrund ihrer Zusammensetzung eine sehr wichtige Rolle für die Frauengesundheit. Jede Frau besitzt ihr eigenes vaginales Milieu. Das kann sich im Laufe des Zyklus und auch im Laufe des Lebens verändern. Die gesunde Vaginalflora besteht aus vielen Laktobazillen. Das sind Milchsäure produzierende Bakterien, die den pH-Wert im Vaginalmilieu im sauren Bereich halten. Das heißt, die gesunde Vagi­na hat einen sauren pH-Wert (etwa 4,5) und ist damit resistent gegenüber schädlichen Keimen, die dort zwar durchaus auftreten, aber sich nicht vermehren können. 

Die Vaginalflora ist somit Teil des körper­eigenen Abwehrsystems: Sie schützt vor Eindringlingen wie schädlichen Bakterien, Viren oder Pilzen (meist Pilzsporen des Hefepilzes Candida albicans) – und damit vor Krankheiten. 

Sie sagten, dass sich die Vaginalflora im Laufe des Lebens verändert. Was passiert etwa in jungen Jahren, wäh­rend einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren? 

Prinzipiell ist die Vagina einer jungen Frau relativ steril, das heißt: Dort finden sich kaum Bakterien. Wird die Vaginalflora besiedelt, dann vor allem von Darmbakte­rien. Mit dem Beginn der Pubertät kommt es zu einem erhöhten Östrogenspiegel, wodurch die Laktobazillen mehr Glykogen zu Milchsäure vergären. Wird viel Glyko­gen eingelagert, ist das für die Produktion von Milchsäure von Vorteil. Während der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel wieder, sodass wieder weniger Glykogen vorhanden ist, dadurch weniger Milchsäu­re produzierende Bakterien und weniger Milchsäure. Das wiederum führt dazu, dass die Vagina weniger gute Bakterien beherbergt. 

Die unterschiedliche Zusammensetzung der Vaginalflora in den verschiedenen Lebensphasen lässt sich also insbesondere auf das Einwirken der Hormone zurückfüh­ren. Die Schwangerschaft ist eine Zeit, in der die Hormonspiegel besonders schwan­ken – entsprechend fragil ist die Balance des vaginalen Mikrobioms. 

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Welche Faktoren können das Gleichge­wicht der Vaginalflora stören? 

Häufigster Störfaktor ist Stress – Stress für die Vagina: Jede Art von Stress ist schlecht für das vaginale Mikrobiom. Wir wissen heute, dass das ‚Stresshormon‘ Cortisol auch die weiblichen Geschlechtshormone beeinflusst und dies eine Ursache dafür sein kann, dass die Vaginalflora aus ihrem natürlichen Gleichgewicht gerät. Auch vermehrter Geschlechtsverkehr oder ver­mehrte Thermenbesuche bescheren der Vagina mikroorganischen Stress – und sind Störfaktoren für ein ausbalanciertes Mikro­biom dort. 

Vier von fünf Frauen haben mindestens einmal im Leben ungewöhnlichen Aus­fluss oder Jucken und Brennen in der Vagina; jede 10. Frau mehrmals im Jahr. Was steckt dahinter – und worauf sollte frau achten? 

Ungewöhnlicher, bröckelig-weißlicher Aus­fluss und Juckreiz sind meistens Zeichen für eine Pilzinfektion. Fischiger Geruch und grünlich-gelblicher Ausfluss weisen dagegen auf eine bakterielle Vaginose hin. Das fällt auf und beeinträchtigt das Wohl­gefühl der Betroffenen. 

Wann ist es Zeit, ärztlichen Rat einzuho­len – und wann kann auch die Apotheke eine erste Anlaufstelle sein? 

Bei Anzeichen für eine Pilzinfektion ist es sinnvoll, eine Anti-Pilzbehandlung zu machen. Pilze kann frau ohne rezeptpflich­tige Medikamente nur mithilfe der Apo­theke gut behandeln. Bei einer bakteriellen Vaginose, wenn der Ausfluss also leicht fischig riecht, sollte relativ schnell eine frauenärztliche Abklärung erfolgen. Denn dann ist eine antibiotische Therapie not­wendig, die verschreibungspflichtig ist. 

Was ist Ihr Rat an Frauen, um die vaginale Gesundheit nachhaltig zu unterstützen? 

Wenn frau dazu neigt, leicht und regel­mäßig Vaginalinfekte zu bekommen, ist ein Probiotikum sehr sinnvoll. Das sind Mittel mit lebensfähigen Milchsäurebakterien und Hefen, die eine gesunde Darmflora fördern. Es gibt gute Präparate zur oralen Einnahme einer Kapsel täglich. Über den Darm besiedeln die guten Bakterien auch die Vaginalflora. 

Grundsätzlich sollten Frauen auf einen gesunden Lebensstil achten und ihre Vaginalflora im Alltag gut in Balance halten. Das heißt: keine übertriebene Intimhygiene betreiben und möglichst milchsäurehaltige Waschlotionen verwenden. 

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