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Home » News » „Nicht traurig, sondern krank“ – Warum Depression viel mehr ist als ein Stimmungstief 
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Priv.-Doz.in DDr.in Lucie Bartova, Oberärztin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien, erklärt im Interview, was eine Depression ist, wie sie sich zeigt und welche Therapieformen es gibt.

Priv.-Doz.in DDr.in Lucie Bartova Oberärztin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien

Priv.-Doz.in DDr.in Lucie Bartova 

© KITO.PHOTOGRAPHY

Oberärztin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien

Was ist eine Depression und wie unterscheidet sie sich vom Stimmungstief? 

Die Depression ist eine psychiatrische Erkrankung. Sie ist keine zeitweise Traurigkeit oder melancholische Stimmung, wie sie jede:r mal spürt. Wer an einer Depression leidet, hat Symptome, die mindestens über zwei Wochen anhalten – zu den klassischen zählen: niedergeschlagene Stimmung, Schlafstörungen, Antriebs-, Freud- und Lustlosigkeit, Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme, innere Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit … Wichtig ist ebenso das Wissen darüber, dass eine Depression eine Gehirnerkrankung ist. Das Gehirn reguliert den gesamten Körper, weshalb auch alle Organe in Mitleidenschaft geraten können (Multiorganerkrankung), beispielsweise der Bewegungsapparat, der Gastrointestinaltrakt und das Herz-Kreislaufsystem. Auch die Sexualität kann von einer Depression beeinträchtigt sein. 

Lässt sich Betroffenen die Depression ansehen? 

Häufig können Menschen mit einer Depression nicht mehr zurücklächeln, wenn sie angelächelt werden. Diese affektive Rückkopplung auf neuronaler Ebene ist bei ihnen gestört. Zudem bewegen Betroffene sich häufig langsamer. Anders ist es dagegen bei Patient:innen mit einer hochfunktionalen Depression – ihnen ist kaum etwas anzumerken. Das sind oft Menschen, die andere Menschen führen. Sie scheinen alles im Griff zu haben, lächeln … doch hinter der Fassade sind sie leer. Sie füllen ihre innerliche Leere häufig mit Alkohol, Cannabis oder übermäßigem Essen. Nicht selten entwickeln Sie Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating. Die Suizidrate ist bei diesen Patient:innen besonders hoch – wobei ihr „selbst gewählter“ Tod ihr Umfeld meist sehr überrascht.  

Selbstcheck – Könnte ich an einer Depression leiden? 

  1. Fühlen Sie sich in letzter Zeit häufiger als sonst traurig oder niedergeschlagen?
  2. Haben Sie oft das Gefühl, keine Energie oder Motivation für Ihre täglichen Aufgaben zu haben?
  3. Interessieren Sie sich weniger für Dinge, die Ihnen früher Freude bereitet haben haben?
  4. Fällt es Ihnen schwer, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen?
  5. Haben Sie Schlafprobleme, wie Einschlaf- oder Durchschlafstörungen?
  6. Fühlen Sie sich oft hoffnungslos oder haben negative Gedanken über sich selbst?
  7. Haben Sie in letzter Zeit ungewollt Gewicht verloren oder zugenommen?
  8. Ziehen Sie sich vermehrt von Familie, Freund:innen oder sozialen Aktivitäten zurück?
  9. Haben Sie gelegentlich Gedanken, dass das Leben keinen Sinn mehr hat?
  10. Gibt es sonstige körperliche Beschwerden, die Ihnen zu schaffen machen – ohne, dass eine Erkrankung bekannt ist?

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Ihre Antworten deuten eher nicht auf eine Depression hin. Wenn Sie sich dennoch Sorgen machen, sprechen Sie mit einer Vertrauensperson oder holen Sie sich ärztlichen Rat.

Es könnten Anzeichen für eine depressive Verstimmung vorliegen. Beobachten Sie sich weiter und ziehen Sie in Erwägung, professionelle Unterstützung zu suchen.

Ihre Antworten deuten auf eine mögliche Depression hin. Bitte zögern Sie nicht, möglichst bald ärztlichen Rat oder psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wann ist es Zeit, ärztlichen Rat zu suchen, und an wen wenden sich Betroffene am besten?

Wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten, ist es ratsam, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch milde Symptome sind ernst zu nehmen, denn unbehandelt kann sich daraus eine chronische Depression entwickeln. Die erste Anlaufstelle muss nicht sofort ein:e Psychiater:in sein, auch wenn diese:r das größte Fachwissen hat. Die österreichischen Leitlinien zur Behandlung von Depressionen befähigen jede:n Mediziner:in dazu, diese körperliche Erkrankung mit Medikamenten (Antidepressiva) adäquat zu behandeln. Idealerweise sollte die medikamentöse Einstellung durch eine:n Fachärzt:in für Psychiatrie oder Psychotherapeutische Medizin erfolgen. 

Wie behandeln Sie Menschen mit einer Depression?

Jeder Mensch, jedes Gehirn ist einzigartig – so auch jede Depression. Wir haben inzwischen moderne Medikamente, die die Symptome einer Depression in wenigen Wochen deutlich lindern, ohne dabei abhängig zu machen. Dies sollte immer das erste Ziel der Behandlung sein. Denn wenn sich die Symptomatik bessert, ist ein Mensch mit einer Depression viel eher in der Lage, eine Psychotherapie zu starten und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. 

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Warum muss psychische Gesundheit bei chronischen Erkrankungen mitgedacht werden? 

Ich trenne Gesundheit ungern in physische und psychische. Das Gehirn ist zentraler Teil des Körpers. Für mich gibt es deshalb nur eine Gesundheit. Das ist wichtig, weil es auch erklärt, warum es unangebracht ist, Menschen mit Depressionen zu sagen: ‚Reißt euch einfach zusammen!‘. Diese Menschen sind körperlich krank, sodass sie nicht können, obwohl sie wollen. Chronische Erkrankte leben meist mit einer höheren Belastung als Gesunde. Zu der Krankheitsbelastung (Schmerzen, Einschränkungen, Behandlungen) kommt zusätzlich der Druck unserer Leistungsgesellschaft, der enormen Stress, Ängste und Sorgen auslösen kann. Diese erhöhen die Krankheitsbelastung und das Risiko, depressiv zu werden. 

Welche Rolle spielt Schlaf bei Depressionen? Ist Schlafmangel eher Ursache oder Folge? 

Depressionen können Schlafmangel verursachen – und umgekehrt. Es handelt sich also um eine bidirektionale Beziehung: Wer an einer Depression leidet, hat oft Probleme, ein- und durchzuschlafen, mitunter ist gar der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Im Grunde leidet dann alles, was im Leben Freude macht, darunter.

Angelini Pharma
ist ein aufstrebendes Pharmaunternehmen in Privatbesitz, das zur Holding Angelini Industries gehört. Unser Ziel ist es, die Belastung durch psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, zu verringern und dabei die mentale Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu stärken.
Wir arbeiten jeden Tag daran, als führender europäischer Innovator im Bereich der psychischen Gesundheit zu wachsen und einen echten Unterschied im Leben von Patient:innen zu bewirken. Seit 1919.

www.mentalfitmachmit.at ist unsere Online-Plattform zur Förderung mentaler Stärke und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.

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