Home » Diabetes » Gefahr diabetischer Folgeschäden
Diabetes

Gefahr diabetischer Folgeschäden

blue light bar on a german emergency car
blue light bar on a german emergency car
iStock/huettenhoelscher

Bei Diabetes wird der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen. Patienten sind oftmals mit Folgekrankheiten wie Nieren- und Nervenschäden, Herzinfarkten oder chronischen Wunden konfrontiert. Doch deren Ausmaß ist fatal von der Einstellung des Blutzuckers abhängig.

Obwohl Diabetes mittlerweile durch verschiedene Medikamente, Insulin, die richtige Ernährung und Bewegung gut kontrolliert und therapiert werden kann, ist die Gefahr krankheitsbedingter Folgeschäden dennoch hoch. Ist der Blutzuckerspiegel nicht richtig und konstant eingestellt, führen die Blutzuckerspitzen zur Schädigung des Körpers. Die Folgeerkrankungen sind dann oftmals Konsequenzen aus Schäden der kleinen und großen Arterien und häufig auch der Nerven.

Die Schädigungen an den Blutgefäßen selbst entstehen durch die chronische Entzündung dieser. Der Zucker, der eigentlich als Energielieferant gebraucht wird, reichert sich im Blut an, weil der Körper entweder kein Insulin mehr produzieren kann (Diabetes-Typ-1) oder das Hormon seine Wirksamkeit verloren hat (Diabetes-Typ-2). Die hohen Zuckerwerte führen zu einer Schädigung der Gefäßwände, bei denen Gerinnsel an den Innenseiten der Gefäße hängen bleiben und sich in der Folge Verstopfungen bilden. Dadurch wird das Gefäß enger und hemmt die Durchblutung, es kann sogar zum Verschluss des Gefäßes kommen. 

Mangelnde Durchblutung von Herz und Gehirn

Durch diese Gefäßveränderungen zählen Diabetiker 15 Jahre früher als gesunde Personen zur Hochrisikogruppe für Erkrankungen, die das Herz oder die Blutgefäße betreffen. Der Herzinfarkt ist dann auch eine der häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes. Verschließt sich ein Herzkranzgefäß teilweise oder vollständig, wird der von ihm versorgte Teil der Herzmuskels nicht mehr durchblutet – es kommt zum Herzinfarkt. Es kann sein, dass bei Diabetikern während eines Herzinfarkts durch die Vorschädigung der Nerven keine klassischen Symptome und starken Schmerzen, sondern eventuell auch nur Luftnot, unerklärliche Übelkeit, Erbrechen, Druck in der Brust, im Rücken oder Bauch auftreten. 

Auch der Schlaganfall ist einer der häufigeren Folgeerkrankungen bei Diabetes. In den meisten Fällen ist der Schlaganfall Folge einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Wie das Herz ist auch das Gehirn auf die ständige Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen über den Blutkreislauf angewiesen. Unterbricht ein Gerinnsel die Blutzufuhr, werden die nicht mehr mit Sauerstoff versorgten Hirnregionen geschädigt. Ist der Blutfluss im Gehirn vollständig blockiert, führt dies zu einem Schlaganfall oder einer Vorstufe davon. 

Die erhöhten Blutzuckerwerte schädigen leider nicht nur die großen Blutgefässe, sondern auch die Kapillargefäße in der Netzhaut der Augen. So entstehen Gefäßverschlüsse, Blutungen und Fetteinlagerungen, später auch neue Gefäße, die jedoch leicht reißen können und die Sicht trüben. Netzhautschäden wegen Diabetes sind eine häufige Ursache für Erblindung. 

Schädigung der Nerven

Neben den Blutgefäßen leiden auch die Nerven unter dem Diabetes. Die diabetische Neuropathie gehört zu einem der häufigsten Folgeschäden. Die Bandbreite der Symptome ist groß: Von Störungen des Schmerz-, Berührungs- und Temperaturempfindens bis hin zu chronischen Schmerzen, Missempfindungen und Lähmungen. Eine autonome Neuropathie kann beispielsweise eine Magenlähmung oder Herzrhythmusstörungen zur Folge haben, aber auch eine Blasenschwäche oder Erektionsprobleme begünstigen.

Darüber hinaus ist die diabetische Neuropathie ein Begünstigungsfaktor des sogenannten „diabetischen Fußsyndroms“. Weil das Schmerzempfinden vermindert ist, bleiben Verletzungen an den Füßen häufig unbemerkt. Da bei Diabetes Wunden oft schlechter heilen, können sich banale Hautschäden durch Druckstellen, Risse, kleinste Verletzungen oder Fußpilz ungestört infizieren und ausbreiten. Dabei können schlecht heilende Wunden entstehen, die sich entzünden und in tiefere Gewebeschichten ausbreiten. Gelingt es nicht, diesen Prozess rechtzeitig aufzuhalten, muss der betroffene Fuß oftmals amputiert werden. 

Prävention von Beginn an    

Die Wahrscheinlichkeit, eine diabetesbedingte Folgekrankheit zu entwickeln, ist schon von Krankheitsbeginn an erhöht. Die ersten zehn Jahre der Diabeteserkrankung und die Einstellung des Blutzuckers bestimmen das Risiko für Folgeerkrankungen. Sind Komplikationen erst einmal aufgetreten, sind sie irreparabel. An erster Stelle der Prävention stehen neben einer rechtzeitigen und konsequenten Behandlung gut eingestellte Werte und ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung, wenig Alkohol und keinem Tabak.

Diabetes in Österreich

Rund 600.000 Menschen leiden an Diabetes. Mehr als 90 % sind an Typ-2-Diabetes erkrankt, ungefähr 30.000 an Typ-1-Diabetes.
Vor 15 Jahren gab es in Österreich ungefähr 400.000 Menschen mit Diabetes und in 15 Jahren werden es 800.000–1.000.000 sein, wenn es nicht gelingt, die dramatische Zunahme der Erkrankung einzudämmen.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die körpereigene Insulinproduktion zerstört wird. Da Insulin ein lebensnotwendiges Hormon ist, besteht die einzige Therapiemöglichkeit daher darin, Insulin zu ersetzen.

Typ-2-Diabetes ist eine komplexe Stoffwechselerkrankung. Durch die erhöhten Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte entsteht eine aggressive Gefäßverkalkung, genannt Atherosklerose. Sie ist die gemeinsame Ursache aller Diabetesspätschäden und verursacht z. B. Herzinfarkt und Schlaganfall. Durch konsequente frühzeitige Behandlung können diese Spätschäden weitgehend vermieden werden.

Regelmäßige körperliche Bewegung ist sehr gesund. Sie hilft, der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes vorzubeugen, kann auch den Blutdruck und die Blutfette senken. Sie sollten sich zumindest für 30 Minuten pro Tag mit zumindest mittlerer Intensität bewegen.

Bewegung verbessert die Aufnahme von Zucker in die Zellen und senkt die beim Typ-2-Diabetes vorhandene Insulinresistenz. Außerdem erhöht aktive Muskelmasse den Kalorienverbrauch und erleichtert dadurch das Abnehmen bzw. das Gewicht zu halten. Die Empfehlung lautet: 150 min pro Woche Bewegung mit mittlerer Intensität. Die Wirkung hält nur an, solange man aktiv bleibt.

Nächster Artikel