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Kindergesundheit

(K)ein Spagat zwischen Kassen- und Privatärzt:innen

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Welche Erfahrungen Eltern bei der Suche nach Kinderärzt:innen unter anderem machen, erzählt Claudia Auer, Mutter einer zweijährigen Tochter, im Interview – zwischen kurzem Glück und langen Wartezeiten.

Claudia Auer

Mutter einer Tochter www.windelwecker.com

Das Thema Mangel an Kinderärzt:innen ist in Österreich seit einiger Zeit präsent. Wie nehmen Sie dies wahr?
Als meine kleine Tochter auf die Welt gekommen ist, habe ich mir einen Kinderarzt ausgesucht, dessen Ordination in der Nähe meines Wohnortes gelegen ist. Ich war von meinem Kinderarzt begeistert. Gerade als Neu-Mami hat er mich hinsichtlich aller Fragen beruhigt. Ich hatte also großes Glück und bin mir dessen erst im Nachhinein bewusst geworden. Denn nach einem Jahr ging er in Pension und ich musste mir jemand Neues suchen. Allerdings hat sich das als sehr schwierig herausgestellt, weil es in meiner Umgebung nur private Ordinationen gibt. Ich musste dann also notgedrungen zu einem weiter entfernten Kassenkinderarzt wechseln, dessen Ordination aufgrund von langen Wartezeiten überfüllt war. Für Routineuntersuchungen und Impfungen gehe ich also mit meiner Tochter zum Kinderarzt, aber für akute Erkrankungen nimmt meine Hausärztin uns glücklicherweise beide auf.

Viele Eltern wechseln aufgrund dieser Versorgungslage schlussendlich zu privaten Kinderärzt:innen.
Wäre das für Sie eine Option?

Ich möchte nicht umsteigen, auch wenn ich es mir leisten könnte. Österreich hat ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. Wenn wir alle nur noch zu privaten Ärzt:innen gehen, werden wir bald ein System haben, das nicht mehr für alle zugänglich ist. Jede:r gleiche Möglichkeit auf gute Versorgung haben – egal, aus welcher Familie man kommt. Für mich gilt dieses Prinzip sowohl im Kindergarten als auch im medizinischen Bereich. Aber es braucht sicherlich ein Schaffen von Anreizen der Kassenstellen für Kinderärztinnen und -ärzte.

Haben Sie mit Kinderärzt:innen über die aktuelle Situation gesprochen?
Mein erster Kinderarzt hat mir zu seinem Abschied eine Liste mit Kinderärzt:innen gegeben. Ich habe alle durchtelefoniert, doch niemand hat uns aufgenommen – bis auf meinen jetzigen Kinderarzt, der aber aufgrund der extrem hohen Auslastung auch besser „Nein“ gesagt hätte. Er hat es jedoch nicht getan, weil er sich der ohnehin problematischen Situation bewusst ist. Er ist ein sehr guter Arzt, doch das System dahinter ist schlecht. Ein System, das dich quasi dazu zwingt, in ein Privatsystem zu wechseln, finde ich, ehrlich gesagt, einfach frech. Ich erhoffe mir daher von gesundheitspolitischer Seite folgendes: dass das Berufsbild Kinderärztin/Kinderarzt wieder attraktiver wird; dass die Situation ernst genommen wird und dass Eltern nicht mehr belächelt werden. Schließlich sind unsere Kinder unser aller Zukunft.

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