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Kindergesundheit

Mehr Wertschätzung für kinderärztliche Versorgung

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Unbesetzte kinderärztliche Kassenstellen werden in Österreich zu einem zunehmenden Problem, wie Univ.-Prof. Dr.in Daniela Karall ausführt. Welche Folgen dies mit sich bringt und was die Gesundheitspolitik dagegen tun kann, lesen Sie im Interview.

A.Univ.-Prof. Dr.in Daniela Karall

IBCLC
Präsidentin der ÖGKJ, Stellv. Direk­torin Department für Kinder­ und Jugend­heilkunde Universi­tätsklinik Innsbruck für Pädiatrie

Wie sehen Sie als Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde das Thema Mangel an Kinderärzt:innen?
Diese Herausforderung beschäftigt uns schon seit mehreren Jahren. Wir sehen einerseits die demographische Entwicklung und andererseits beobachten wir, dass junge Ärztinnen und Ärzte nach ihrer pädiatrischen Ausbildung gerne in den jeweiligen Spezialbereichen, beispielsweise in Kinderkardiologie oder Kindernephrologie, im Krankenhaus arbeiten möchten. Viele können sich zwar vorstellen, auch in einer Ordination zu arbeiten – jedoch nicht im Einzelkämpfer:innentum und nur ohne eigenes unternehmerisches Risiko. Wir haben dazu auch Umfragen gemacht und herausgefunden, dass viele junge Kinderärztinnen und -ärzte gerne im Team und im Zusammenhang mit stationären Einrichtungen tätig sein wollen.

Welche Probleme sind Ihrer Meinung nach durch unbesetzte Kassenstellen entstanden?
Im Moment sind etwa 15 % der kinderärztlichen Kassenstellen unbesetzt – manche bereits seit vielen Jahren. Besetzte Kinderordinationen in der Nähe sind dement- sprechend ausgelastet. Die Möglichkeit von Kinder-Wahlärzt:innen ist allerdings mit einem gewissen Einkommen verbunden. Für Eltern kann es daher in manchen Regionen zunehmend schwieriger werden, ihren Kindern eine gute kinderärztliche Versorgung zu ermöglichen. Das ist natürlich sehr bedenklich, weil gerade im Kindesalter viel Prävention betrieben wird. Alles, was man im Kindesalter gut etabliert, von Ernährungsberatung über Unfallprävention bis hin zum Impfwesen, hält ein ganzes Leben lang.

Wenn Sie auf Ihren eigenen Berufsweg zurückblicken: Was hätten Sie sich gewünscht bzw. was wünschen Sie sich jetzt von gesundheitspolitischer Seite?
Es braucht mehr Wertschätzung für die verschiedenen Aufgaben, die wir in der Kinder- und Jugendheilkunde im präventiv- medizinischen Bereich leisten. Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern ein sehr gutes Gesundheitssystem, in dem aber sehr viel Wert auf die Behandlung von Erkrankungen – und weniger Wert auf die Prävention – gelegt wird. Ich hätte mir in meiner beruflichen Praxis auch eine Aufwertung von Gesprächen und Beratungen gewünscht. Das wünschen sich im Übrigen auch viele junge Ärztinnen und Ärzte.

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