Was Eltern im Umgang mit kleinen Allergiker:innen beachten sollten, erklärt Univ. Prof. Dr. Zsolt Szépfalusi, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Kinderpulmologe, Allergologe, Leiter der Atem- und Allergieambulanz an der klinischen Abteilung für Pädiatrische Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie an der MedUni Wien im Interview.

Univ. Prof. Dr. Zsolt Szépfalusi
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Klinische Abteilung für Pädiatrische Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Medizinische Universität Wien
Wie zeigt sich eine Allergie?
Rinnende Nase, juckende Augen, Kratzen im Hals, pfeifender Husten,geschwollenes Gesicht, Urtikaria – das sind oft erste Anzeichen einer allergischen Reaktion. Ob dahinter tatsächlich eine Allergie gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Insektengifte oder Lebensmittel steckt, hilft ein Haut- oder Bluttest über eine fachärztliche Praxis oder einem Allergiezentrum.
Wann sollten Eltern an eine Allergie denken und ärztlichen Rat einholen?
Wenn Symptome das Wohlbefinden des Kindes beeinträchtigen ist die/der Kinderfacharzt/ärztin zu kontaktieren.
Dies gilt insbesondere, wenn es in der Familie bereits Allergien gibt, die Anzeichen zur entsprechenden Allergiesaison auftreten, bei Kontakt mit felltragenden Tieren erscheinen, nach einem Insektenstich aufgetreten sind oder nach Genuß von bestimmten Lebensmittel wiederholt vorliegen.
Warum sollte eine Allergie frühzeitig behandelt werden?
Allergien können milde oder schwerwiegend manifestieren. Eine frühzeitige Behandlung kann ein Fortschreiten der Beschwerden verhindern/mildern.
Wie bereiten sich Eltern auf das medizinische Fachgespräch vor?
Die Diagnose einer Allergie fußt auf der individuellen Krankheitsgeschichte (Anamnese), einem Allergietest und den Beobachtungen der Eltern. Ein Symptomtagebuch und Fotos zum Verlauf bei Hautreaktionen sind hilfreich.
Wie behandeln Sie Allergien bei Kindern?
Die Therapie hängt vom Auslöser und betroffenen Organsystem ab. Es gibt vermeintlich vermeidbare (bestimmte Lebensmittel) und schwer vermeidbare (Pollen) Auslöser. Betroffen können obere Atemwege, tiefe Atemwege, die Haut sowie der gesamte Organismus sein (Anaphylaxie). Allergische Reaktionen der oberen Atemwege, der Haut, der Augen werden mit Antihistaminika (Tabletten, Sprays, Saft) und mit lokalen Kortisonpräparaten behandelt. Bei Nahrungsmittel-/Insektengiftallergien sind die Vermeidung des Allergens und der Schutz des Kindes das A und O: Ein Notfallset mit Antihistaminikum, Kortison und Adrenalin-Autoinjektor muss allzeit griffbereit sein.
Was bedeutet Desensibilisierung/Immuntherapie?
Die Allergen-Immuntherapie (auch De- oder Hyposensibilisierung) regt den Körper an, sich drei Jahre lang (bei Insektenallergien fünf Jahre) mit einer regelmäßig verabreichten Dosis des allergieauslösenden Stoffes auseinanderzusetzen. Nach und nach setzt ein Gewöhnungseffekt (Toleranz) ein, sodass allergische Reaktionen bestenfalls ganz wegfallen. Mittlerweile gibt es hierfür neben Spritzen und Tropfen auch Tabletten für unter die Zunge. Im Vergleich zur monatlichen Spritze in der ärztlichen Ordination punktet die Tablette mit der Einnahme zuhause – nach Ersteinnahme in der Ordination. Das erleichtert den Familienalltag, weil monatlichen Praxisbesuche und Sporteinschränkungen am Tag der Injektion wegfallen. Wichtig ist jedoch die Einnahme der Tablette einmal täglich. Darauf müssen Eltern achten.
Was ist bei Hausstaubmilbenallergie zu beachten?
Der Haushalt sollte möglichst frei von Hausstaubmilbenfängern sein: In Teppichen, Kuscheldecken/-kissen und auf Kuscheltieren fühlen sich Milben wohl. Einen Benefit bieten milbendichte Kopfkissen und Matratzenüberzüge. Bei Hausstaubmilbenallergie gilt: frühzeitig eine Allergen-Immuntherapie durchführen, um das Risiko für Verschlechterung oder Folgeerkrankungen (Asthma) zu reduzieren.