Gynäkologin Dr.in Yvonne Therese Helmy-Bader vom Gynäkologikum Wien erklärt im Interview, wie eine Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) bei Kindern schützt, in welchem Alter und warum Mädchen und Jungen geimpft werden sollten.
„Wir können mit einer HPV-Impfung Krebs verhindern, bevor er entsteht.

Ass.-Prof.in Dr.in Yvonne Therese Helmy-Bader, Gynäkologikum Wien
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Was sind HP-Viren und welches Risiko geht von ihnen aus?
Die Gruppe der Humanen Papillomaviren (HPV) umfasst etwa 200 Virustypen. Ein Viertel davon befällt Schleimhäute, wie sie in Vulva, Vagina, Gebärmutterhals sowie in Mund und Rachen zu finden sind. Die Übertragung von HP-Viren findet zumeist bei intimem Kontakt statt – HPV-Infektionen zählen hierbei zu den häufigsten Infektionserkrankungen. Während HP-Viren mit niedrigem Risiko für zwar gutartige, aber lästige Feigwarzen (Genitalwarzen) verantwortlich sind, können HPV-Typen mit hohem Risiko Krebsgeschwüre (Tumore) verursachen. Tückisch ist, dass HPV über Jahre unerkannt in der Schleimhaut ‚schlummern‘ können, bis die Zellen sich gutartig (Warzen) oder bösartig (Krebs) verändern.
Wie können Eltern ihre Kinder vor diesen Risiken bewahren?
Die HPV-Impfung schützt den Nachwuchs vor verschiedenen HP-Virustypen – mit niedrigem und hohem Risiko. In Summe schützt der HPV-Impfstoff erwiesenermaßen vor mehr als 90 Prozent der krebsverursachenden HP-Viren.
Warum sollten Mädchen und Jungen, also beide biologischen Geschlechter, gegen HPV geimpft werden?
HPV ist das Geschlecht egal. Sie verursachen geschlechtsunspezifisch Genitalwarzen und schlimmstenfalls Krebs. Wer denkt, es genüge, dass nur Kinder des biologisch weiblichen Geschlechts geschützt werden müssen, denkt zu kurz: Zwar lassen sich Zellveränderungen dank der regelmäßigen Untersuchungen der Mädchen und Frauen bei ihren Gynäkolog:innen oft frühzeitig nachweisen – doch Jungen und Männer sind deshalb nicht weniger von HPV-Infektionen betroffen. Der Schutz davor sollte allen Sexualpartner:innen wichtig sein. Er ist Selbstschutz und schützt die Partner:innen.
Was sollten Eltern zur HPV-Impfung unbedingt wissen?
- Impfalter: Je früher die Impfung erfolgt, desto stärker und langanhaltender reagiert das Abwehrsystem der Kinder. Empfohlen wird die HPV-Impfung deshalb ab dem 9. und bis zum 30. Lebensjahr, idealerweise wird zwischen dem 9. und 14. Geburtstag geimpft.
- Impfsicherheit: Die HPV-Impfung ist eine der sichersten und am besten untersuchten Impfungen. Mehr als eine halbe Milliarde Impfdosen wurden weltweit bereits verabreicht.
- Impfschutz: Internationale Studien kommen – unabhängig davon, in welchem Land sie durchgeführt wurden, – zu dem einheitlichen Schluss, dass die HPV-Impfung sicher wirkt.
- Impfstelle: Die HPV-Impfung kann von Kinderärzt:innen, Hausärzt:innen und Gynäkolog:innen verabreicht werden. Für die Kostenübernahme im Zuge der bis Mitte 2026 verlängerten österreichischen HPV-Impfaktion für unter 30-Jährige sollten Eltern darauf achten, dass es sich um eine offiziell zugelassene Impfstelle handelt.
Kann jedes Kind gegen HPV geimpft werden?
Im Grunde ja. Ausnahmen sind beispielsweise Kinder, die auf einen Bestandteil des Impfstoffs allergisch reagieren, die eine Erkrankung haben, die das Immunsystem schwächt, oder die sich einer Therapie unterziehen, bei der die körpereigene Abwehr gezielt unterdrückt wird.
Gibt es bei allen Vorteilen der HPV-Impfung auch Nachteile?
Der einzige nennenswerte Nachteil ist der, dass die Impfung eine bereits bestehende HPV-Infektion nicht ungeschehen machen kann. Sie ist in diesem Fall trotzdem nützlich, da sie gegen mehrere HPV-Typen wirkt und das Immunsystem in Alarm versetzt.
Hat die HPV-Impfung Nebenwirkungen?
Leichte Schmerzen, Rötungen und/oder Muskelschlappheit an der Einstichstelle sind möglich. Deshalb sollten die geimpften Kinder am Impftag selbst und auch am Folgetag keinen anstrengenden Sport machen.