Impfen schützt vor schweren Krankheitsverläufen und rettet Leben. Bei Schwangeren geht es immer um den Impfschutz für Mutter und Kind(er). Welche Impfungen für Schwangere empfohlen werden, erklärt Priv. Doz. DDr. Philipp Fößleitner, BSc, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Medizinischen Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin.

Priv. Doz. DDr. Philipp Fößleitner, BSc
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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Medizinischen Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin
Herr DDr. Fößleitner, was sollten Frauen zum Impfen in der Schwangerschaft wissen? Warum lohnt sich auch bei Kinderwunsch ein Update des Impfschutzes?
Eine Schwangere versorgt ihr Kind über den Mutterkuchen (Plazenta). Dabei überträgt sie auch ihren Impfschutz, der bis etwa sechs Monate nach der Geburt wirkt (sog. Nestschutz) und das Risiko schwerer Infektionen für Mutter und Kind senkt.
Auch, wenn Impfungen in der Schwangerschaft gut vertragen werden, empfiehlt man sie vor allem im zweiten und dritten Trimester, da der Embryo in der Frühschwangerschaft besonders empfindlich ist. Bereits bei Kinderwunsch sollte der Impfstatus überprüft und, falls nötig, aufgefrischt werden – insbesondere Lebendimpfstoffe wie Masern, Mumps, Röteln und Windpocken müssen vor der Schwangerschaft geimpft werden. Auch eine Hepatitis-B-Impfung sollte möglichst vorher erfolgen. Spätestens mit Beginn der Schwangerschaft sollte Impfen aber unbedingt ein Thema werden.
Welche Impfungen werden Schwangeren empfohlen?
Schwangeren werden die folgenden Impfungen, von denen keine verzichtbar ist, gemäß Impfplan Österreich¹ empfohlen:
- Influenza: Eine echte Grippe verläuft bei ungeimpften Schwangeren schwerer und kann zu einer stationären Intensivbehandlung führen. Auch das Kind ist gefährdet – etwa durch Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht oder Fehlgeburt. Deshalb impft man gegebenenfalls im ersten Drittel der Schwangerschaft.
Wichtig: Die Grippewelle kommt fast jedes Jahr zwischen Dezember und März² – in dieser Zeit herrscht höchste Ansteckungsgefahr. - COVID-19: Ungeimpfte Schwangere erkranken häufiger schwer an COVID-19 und haben ein höheres Sterberisiko. Auch ihre Neugeborenen können von schweren Verläufen betroffen sein. Eine Impfung senkt diese Gefahr deutlich – das wissen wir seit der Pandemie von Millionen von geimpften Schwangeren weltweit.
- Keuchhusten (Pertussis): Keuchhusten verläuft bei Schwangeren meist mild, ist für Neugeborene aber lebensbedrohlich. Diese Impfung ist auch deshalb wichtig, weil die Fallzahlen hierzulande seit 2014 stark ansteigen. Geimpft werden sollte zwischen der 27. und der 36. Schwangerschaftswoche. In der Kombinationsimpfung gegen Keuchhusten ist zusätzlich ein Schutz gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) enthalten, der für Mutter und Kind sehr wichtig ist.
- RSV: Respiratorische Synzytial-Viren können bei Säuglingen und Kleinkindern schwere Atemwegserkrankungen auslösen und sind auch für Ältere (z. B. Großeltern) gefährlich. Bis zum ersten Geburtstag infizieren sich rund 70 % der Kinder einmal, bis zum zweiten fast alle. ³ 7,9 % der Krankenhausaufnahmen von Kleinkindern entfallen auf RSV – meist werden Babys im Alter von durchschnittlich 3,8 Monaten stationär aufgenommen.3 Eine einmalige Impfung der werdenden Mutter ist empfohlen, wenn der Geburtstermin zwischen Oktober und März liegt. Die Impfung sollte zwischen 32. und 36. Schwangerschaftswoche erfolgen, außer im Falle einer vorhersehbar früheren Geburt. Die genannten Impfungen sind allesamt gut verträglich und wissenschaftlich belegt wirksam; sie bergen darüber hinaus kein wesentliches Risiko für Mutter und Kind. Übliche Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Muskelschmerzen oder Kopfweh sind meist unbedenklich.
Quellen:
1 Impfplan Österreich 2024/25, Version 1.1,
2 www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/grippe
3 Andeweg SP et al., Sci Rep, 2021; Walsh EE, Clin Chest Med, 2017; Sever Yildiz et al., ARNI Study, Influenza Other Respir Viruses, 2024