Bei steigenden Temperaturen freuen wir uns auf Zeit im Freien. Für einige Kinder ist die Freude aber nur von kurzer Dauer. Der Grund: Niesen, laufende, juckende Nase und brennende, juckende Augen. Häufig kommen Husten, Kurzatmigkeit und pfeifende Atemgeräusche hinzu, speziell im Freien. Der Besuch bei Allergolog:innen ist dann ratsam. Oder macht er schon vorher Sinn?

Prim. Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak
© Carmen Stefanescu – Allergiezentrum
Ärztlicher Leiter Allergiezentrum Wien West
Pollen im Frühling und Sommer
Der Pollenflug hängt immer von der Blütezeit der Bäume, Gräser und Wildkräuter ab. Diese variiert von Jahr zu Jahr und Ort zu Ort. In Österreich blühen die aus allergologischer Sicht wichtigsten Baumpollen (Birke und Esche) von März/April bis Mai, Gräserpollen von April/Mai bis Juli/August und Wildkräuterpollen (Beifuß, Ragweed/Traubenkraut) von Juli/August bis September1. Viele Birkenpollen-Allergiker:innen reagieren schon auf verwandte Hasel- und Erlenpollen, die bereits ab Jänner blühen können. Aktuelle Pollenflüge und Prognosen für die nächsten Tage und Wochen sind unter www.polleninformation.at und in der Pollen-Plus-App nachverfolgbar.
Warum viele Betroffene stärker leiden
Während eine Erkältung meist nach einigen Tagen verschwindet, können Allergiesymptome über Wochen und bei mehreren Pollenarten sogar über Monate anhalten. Darunter leidet einerseits die Lebensqualität von Eltern (Arbeitsfehltage aufgrund von Pflegefreistellung) und betroffenen Kindern (Symptome, Schulfehltage, Spielen eingeschränkt), andererseits kann sich die Allergie ausweiten und zu Asthma bronchiale entwickeln. Spätestens dann müssen spezialisierte Kinderärzt:innen oder Kinderpneumolog:innen aufgesucht werden und eine Therapie erfolgen.
Deshalb ist eine frühe Diagnose entscheidend. Ein Allergietest kann erfolgen, sobald verdächtige Symptome auftreten. Treten sie jedes Jahr zur gleichen Zeit auf, muss eine Pollenallergie vermutet werden. Ohne Beschwerden macht ein Test keinen Sinn, es gibt bislang keine vorbeugende Therapie.
Behandlung bei Pollenallergie
Die Therapie besteht aus drei Säulen: Allergenvermeidung, symptomatische (medikamentöse) Therapie und Allergen-spezifische Immuntherapie Die Allergenvermeidung ist oft nicht einfach. Wichtig ist, den Pollenflug am jeweiligen Ort und für die nächsten Tage zu kennen. Dementsprechend kann die Freizeitplanung erfolgen. Pollenfilter, Vermeiden von Aufenthalten und Anstrengung im Freien bei starkem Pollenflug, Wäschewechsel beim Nachhausekommen sowie Duschen, Haarewaschen und Stoßlüften verringern die Pollenbelastung.
Während der Saison hilft eine medikamentöse Therapie in Form von Antihistaminika (Nasensprays, Augentropfen, Säfte, Tabletten) oder kortisonhaltigen Nasensprays. Bei Asthma bronchiale kommen sehr wirksame, niedrigdosierte Kortisonsprays und atemwegserweiternde Inhalatoren zum Einsatz2.
Die einzige Therapieform, die die Allergieursache bekämpft und einige Monate vor der Pollensaison beginnt, ist die AIT: Standardisierte Pollenextrakte werden als Tropfen oder Tabletten unter die Zunge oder als subkutane Injektionen verabreicht. Dadurch wird das Immunsystem „richtig“ gepolt. Die Symptome werden meistens deutlich besser; teilweise können auch die Asthmasymptome hinausgezögert oder sogar verhindert werden.
Fazit: Je früher eine Allergie entdeckt und behandelt wird, desto eher kann man den Verlauf stoppen oder die Beschwerden lindern, sodass die Lebensqualität der Familie deutlich verbessert wird.
Folgende Symptome sprechen für eine Pollenallergie
- Laufende, juckende Nase; Niesreiz
- Tränende, juckende, brennende Augen
- Husten, pfeifende Atmung, Atemnot
- Nesselartige Ausschläge (Urtikaria)
- Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit und eingeschränkte Belastbarkeit.
1https://www.polleninformation.at/aktuelle-belastung/pollen-jahr
2https://www.allergenvermeidung.org/asthma