Home » News » Nahrungsmittelallergien
News

Nahrungsmittelallergien

Credits: unsplash

Karin Spiesz, leitende Diätologin am Uniklinikum Salzburg, und Martina Fischl, lehrende Diätologin am FH Campus Wien, klären im Interview über Wissenswertes zu Nahrungsmittelallergien auf und beantworten auch die Frage, ob es möglich ist, diese mithilfe der richtigen Ernährung zu mildern.

Karin Spiesz

leitende Diätologin am Uniklinikum Salzburg

Martina Fischl

lehrende Diätologin am FH Campus Wien

Wie merke ich, dass ich eine Nahrungsmittelallergie habe? Welche Beschwerden und Symptome treten auf?

Bei einer Nahrungsmittelallergie treten die Symptome in der Regel innerhalb von wenigen Minuten bis maximal zwei Stunden nach Verzehr des Lebensmittels auf. Die Beschwerden betreffen vier Organsysteme, meist beginnend mit Haut- und Schleimhautreaktionen wie Ausschläge, Nesselsucht, Juckreiz, Schwellungen der Lippen, Zunge oder Gaumen; gefolgt von Symptomen der Atemwege (Heiserkeit, Husten, Atemgeräusche, Schweratmigkeit bis zur Atemnot) sowie Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Bauchschmerzen, Durchfall), bis hin zu seltenen jedoch lebensbedrohlichen Reaktionen des Herz-Kreislaufsystems (Blutdruckabfall, Benommenheit, Schwindel bis zum Kollaps).

Was ist der Unterschied zwischen einer Nahrungsmittelallergie und einer Intoleranz?

Eine Nahrungsmittelallergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion, die durch immunologische Prozesse ausgelöst wird. Das Immunsystem des Körpers empfindet dabei eigentlich harmlose über die Nahrung zugeführte Substanzen (Eiweißmoleküle) als fremd und entwickelt daraufhin Symptome. Eine Intoleranz hingegen ist eine Unverträglichkeit von Zuckermolekülen wie Laktose, Fruktose oder Sorbit und kann mengenabhängig zu Verdauungsbeschwerden führen.

Wie entwickelt sich eine (Nahrungsmittel) Allergie und

Insbesondere bei Neurodermitis-Betroffenen geht man davon aus, dass das Eintreten von Allergenen über die Haut eine Rolle in der Entstehung einer Allergie spielen könnte. Kinder, deren Eltern unter bestimmten Allergieformen wie Pollen- oder Nahrungsmittelallergien oder auch einer Neurodermitis leiden, sind häufiger von Allergien betroffen.

Gibt es eine bestimmte Ernährungsform oder Lebensmittel, die Allergien mildern oder sogar ganz verschwinden lassen?

Sowohl in der Schwangerschaft, in der Stillzeit als auch in den ersten Lebensjahren ist eine ausgewogene und abwechslungsreiche Mischkost essenziell. Das Meiden von bestimmten Lebensmitteln zur Allergieprävention wird nicht mehr empfohlen.
Einige Nahrungsmittelallergien wachsen sich eigenständig aus (Toleranzentwicklung). Für Erdnussallergiker:innen von 5-18 Jahren gibt es mittlerweile eine Immuntherapie. Eine allgemeine Empfehlung, wie man Allergien mildern kann, gibt es nicht. Im Rahmen einer Ernährungstherapie bei allergologisch versierten Diätolog:innen kann darauf individuell eingegangen werden.

Welche Tests gibt es und wer stellt die Diagnose?

Zunächst erfolgt ein umfassendes Anamnesegespräch, in dem verdächtige Nahrungsmittel eruiert werden. Ein Hauttest (Prick oder Prick-to-Prick) und/oder eine
IgE-Antikörperbestimmung im Blut werden ärztlich zur Diagnosesicherung veranlasst. Ein positives Testergebnis ohne vorhandene Reaktion ist eine Sensibilisierung und kein Beweis einer Allergie. Gut vertragene Lebensmittel, die im Haut- oder Bluttest positiv sind, sollten weiter verzehrt werden. Deswegen ist eine ausführliche Beratung nach der Diagnostik wichtig. IgG-Antikörpertests oder alternative Testmethoden sind für den Nachweis einer Nahrungsmittelallergie nicht geeignet. Die Diagnose wird von Ärzt:innen der Fachrichtungen Dermatologie, HNO-Krankheiten, Lungenheilkunde und Kinderheilkunde sowie von klinischen Immunolog:innen gestellt. Ansprechpartner:innen für die Ernährungstherapie sind Diätolog:innen mit Nachweis einer Spezialisierung in Allergologie.

Nächster Artikel